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»Kloppe« gibt's nur auf der Matte

WB-Serie über hoffnungsvolle Nachwuchssportler - heute: Ringer Manuel Maletzki

Von Uwe Caspar
Gütersloh (WB). Starke Schultern, breites Kreuz, muskulöse Arme: Für seine erst 15 Lenze ist Manuel Maletzki schon ganz schön kräftig und den meisten seiner Klassenkameraden am Stiftischen Gymnasium körperlich um einiges voraus. Die Kraft hat sich der selbstbewusste Blondschopf aber nicht in der Mucki-Bude antrainiert, sondern auf der Ringermatte. Auf der stand er bereits im zarten Alter von sieben Jahren.

Hier hat es das große Talent des KSV Gütersloh sogar schon zu nationalen Meisterehren gebracht: 2004 gewann Manuel ziemlich überraschend den DM-Titel bei den C-Junioren in der Gewichtsklasse 69 Kilogramm. Und ärgert sich heute noch ein bisschen, dass er vor der Reise nach Viernheim die von der Vereins-Legende Günter Feisel vorgeschlagene Wette nicht annehmen wollte. »Der hielt sofort dagegen, als ich ankündigte, als Deutscher Meister nach Hause zu kommen. Aber das war mehr ein Spaß von mir, deshalb bin ich auf Feisels Wette auch nicht eingegangen«, hatte sich Manuel den Coup selbst nicht zugetraut.
In diesem Jahr, nun bei den B-Jugendlichen, musste sich Manuel mit Platz drei begnügen. Leider kein Glück bei der Auslosung: Der Gütersloher kam in den stärkeren der beiden so genannten Pools und musste sich mit der Bronzemedaille trösten. Neben »Gold« oder »Silber« entging ihm auch noch die zeitgleich stattfindende Stadt-Sportlerehrung, bei der Manuel für seinen Vorjahres-Triumph geehrt werden sollte. »Wäre ich gern dabei gewesen - allein schon wegen des guten Essens«, lächelt der KSV-Boy.
Aber zuviel darf er auch nicht futtern, wenn die neue Saison beginnt und Manuel dann für die zweite Mannschaft auf die Matte geht. Sein Normalgewicht beträgt derzeit 78 Kilo - vier müssen noch runter, wenn's wieder ernst wird. Cheftrainer Dieter Kapsch kennt da keine Gnade. »Der Dieter ist ein kritischer Coach, der selten hundertprozentig zufrieden ist. So richtig recht machen kann man es ihm nie«, skizziert der Gymnasiast mit einem Augenzwinkern seinen unerbittlichen Ausbilder.
Als erste Sportart begeisterte sich Manuel einst für Fußball, kickte damals für den Gütersloher TV. Doch als ihn sein Trainer bei einem Spiel nur für eine Minute einsetzte, war der Knirps stinksauer und ließ sich fortan nicht mehr blicken. Bei den Ferienspielen fand Manuel schnell Gefallen am Ringen, die Eltern förderten auch ihren Sprössling. Nicht nur wegen der sich schon bald einstellenden Erfolge kam ein erneuter Wechsel der Sportart für ihn nicht mehr in Frage. »Hätte ich mit dem Ringen wieder aufgehört, müsste ich jetzt viel mehr für die Schule büffeln. Dafür hätten schon meine Eltern gesorgt - die können auch recht streng sein«, grient Manuel, der seine Stärken am besten im griechisch-römischen Stil ausspielen kann.
Der Ringerbazillus hat sich in der Familie ausgebreitet: Auch seine Brüder Raphael (12), Rouven (10) und Jonas (7) sind aktiv. Raphael besucht sogar das Ringer-Internat in Frankfurt (Oder). Das würde auch Manuel reizen, aber zu seinem Bedauern wird dort kein Latein-Unterricht angeboten. Die Gütersloher Mitschüler, die sich höchstens über sein einteiliges Trikot im Bademoden-Stil der 30-Jahre amüsieren, gehen einem Kräftemessen mit ihm verständlicherweise lieber aus dem Weg. Doch sie haben auch nichts zu befürchten: »Ich bin ein friedlicher Mensch.« So musste Manuel von seinem Sport - »Ringen kann auch eine Waffe sein« - noch keinen Gebrauch machen, um sich aus einer misslichen Lage zu befreien. Das muss er nur auf der Matte.

Artikel vom 06.04.2005