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Apfel, Elefant, Gummitier

Mit Pfeil & Bogen sind alle möglichen Ziele erlegbar

Von Dirk Bodderas
(Text und Fotos)
Rheda-Wiedenbrück (WB). Robin Hood hatte einen, Winnetou auch, Amor (den gibtÕs ja noch) sowieso - ohne Pfeil und Bogen wären diese drei Berühmtheiten geradezu undenkbar. Freilich sind ihre Waffen mit den Sportgeräten der Neuzeit kaum zu vergleichen.

Über Fiberglasbeläge, Reflex-Deflex-Design, Compound-Technik oder Pfeilauflagen aus High Defusion Aluminium haben sich die Drei wohl keine Gedanken gemacht. Das ist eher etwas für moderne Bogensportler - von denen es, man glaubt es kaum, rund eine halbe Million in Deutschland gibt.
Und der Bogensport beschert Norbert Börger sogar sein Auskommen. Vor fünf Jahren in Langenberg gegründet, zog der gebürtige Rheda-Wiedenbrücker mit seinem Geschäft 2003 nach Rietberg und jetzt in die eigene Immobilie an die Pixeler Straße in Rheda.
Den Einstieg in den Pfeil- und Bogenhandel fand Norbert Börger im übrigen durch seinen Sohn Falk (der es bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften bis auf den dritten Platz schaffte) - daher auch der Name »Falk Bogensport«; Der Einzugsbereich des Geschäftes ist ob fehlender Mitbewerber entsprechend groß.
Bogensportler, so sagt der 47-Jährige im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT, gibt es fast in jeder Stadt. Oftmals seien sie Schützenvereinen angegliedert. Denen blieb nach dem Krieg wegen des von den Alliierten verhängten Waffenverbotes ohnehin nichts anderes übrig, als beim Königsschießen auf diesen lautlosen Sport zurückzugreifen. Aber egal ob bei der »Weißen Bewegung«, die durch die Farbwahl der Kleidung und der Sportgeräte die Konzentration auf das Sportschießen dokumentieren wollte, oder aber beim Deutschen Bogenjagdverband - der Bogen, so Norbert Börger, war immer eine Waffe. Die wird indes nur von einem Bruchteil der Nutzer auch bei der Pirsch eingesetzt. In Deutschland ist das im übrigen nicht möglich, wohl aber in vielen europäischen Ländern und auch Afrika. Tatsächlich kann der Profi mit Pfeil und Bogen einen Elefanten erlegen. Und mit modernen Compound-Bögen (sie verfügen über eine Art Flaschenzugsystem, um die Schusskraft zu vergrößern) trifft ein geübter Schütze auf 100 Meter sogar einen Apfel. Das Fleisch von Tieren, die mit Pfeil und Bogen geschossen wurden, soll besser schmecken, sagen Experten - der lautlose Tod hinterlasse keine übel schmeckenden Stresshormone. Die meisten Bogensportler ziehen es vor, auf Scheiben oder Jux-Ziele anzulegen. Im Freizeitbereich kommt zumeist der Holz-Recurve-Bogen zum Einsatz. Viele Hotels bieten inzwischen auch 3-D-Parcours an - mit Gummitieren als »Beute«.
Bogensport ist laut Börger nicht nur günstig (Einsteigersets gibtÕs schon ab rund 100 Euro) und für Menschen von fünf bis 80 Jahren geeignet, er ist auch »das perfekte Training bei Rückenproblemen«. Und es gibt wohl kaum eine andere Sportart, bei der Körperbehinderte und Nichtbehinderte unter nahezu gleichen Wettbewerbsbedingungen gegeneinander antreten können.
Robin Hood, dies sei der Vollständigkeit halber erwähnt, kämpfte mit einem Langbogen gegen den Sheriff von Nottingham und seine Schergen. Derzeit erlebt diese Bogenart im Zusammenhang mit der boomenden Mittelalter-Szene einen wahren Run, weiß Norbert Börger. Da werden Burgen erobert, und man schießt mit durch Gummispitzen entschärfte Pfeile aufeinander. »Das ist wie mittelalterliches Paint-Ball«, sagt der Unternehmer schmunzelnd, der in seinem Geschäft Versandleiter Dominik Schwekendiek und Azubi Waldemar Junker beschäftigt. Technischer Berater ist der Deutsche Jugend- sowie Juniorenmeister Stefan Gehrmann.
Gern wird das Falk-Bogensport-Team für Kindergeburtstage gebucht. Interessanterweise bekommen vor allem die Mädchen nicht genug von dem Spaß, der mit fortschreitender Begeisterung unter Umständen bei einer internationalen Meisterschaft enden kann.
Übrigens sucht Falk-Bogensport noch ein Übungsgelände in Rheda-Wiedenbrück und Umgebung - 5000 bis 10000 Quadratmeter groß und möglichst abgelegen. Kontakt: % 0 52 42/906950.
www.falk-bogensport.de

Artikel vom 06.04.2005