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Handreichung für den
Umgang mit Sterbenden

KFH-Vortragsreihe jetzt in Buchform nachzulesen

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Nicht erst seit dem Tod der amerikanischen Koma-Patientin Terry Schiavo steht die Frage nach dem humanen Sterben wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

An der Katholischen Fachhochschule (KFH) in Paderborn beschäftigen sich Prof. Dr. Martin Hörning (45) sowie der Diplom- und Religionspädagoge Peter Leppin (57) schon seit vielen Jahren mit dem Thema der Sterbebegleitung. Die Vorträge einer dort im Jahr 2003 angebotenen interdisziplinären Vorlesungsreihe haben sie nunmehr in Buchform herausgegeben. Das im LIT-Verlag (Münster) erschienene Handbuch mit dem Titel »Der Tod gehört zum Leben« richtet sich an alle Menschen, die todkranke Angehörige pflegen oder beispielsweise ehrenamtlich in der Hospizbewegung tätig sind.
»Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland sterben im Krankenhaus oder Altersheim, oft multimorbid und allzu häufig auch allein«, so die beiden Autoren in ihren Vorwort. »Durch die gestiegene Lebenserwartung erleben wir das Sterben wichtiger Bezugspersonen erst im späten Erwachsenenalter - vielen von uns fehlen somit die Erfahrungen mit Sterbenden«, möchten sie wertvolle Handreichungen geben für alle diejenigen, die mit einer derartigen Situation konfrontiert sind.
Das Thema »Sterben und Sterbebegleitung« wird auf 220 Seiten (22 Euro) aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet: aufgezeigt werden sowohl medizinische, sozialpolitische und juristische wie auch theologische, philosophische und religionspädagogische Aspekte. »Wir bieten einen Blick quer durch alle Disziplinen mit zum Teil ganz praktischen Handreichungen«, so Hörning. Die einzelnen Referenten mussten dabei ihre Vorträge entsprechend nacharbeiten, weil an eine Buchveröffentlichung zunächst gar nicht gedacht war.
Peter Leppin, der das Referat für pflegende Angehörige beim Paderborner Caritas-Verband leitet, beobachtet in jüngerer Zeit ein deutlich gestiegenes Interesse für das schwierige Thema der Sterbebegleitung. Immer mehr Angehörige übernähmen die Pflege demenzkranker oder unheilbar erkrankter Familienmitglieder im häuslichen Bereich. »Ich komme aus der Krankenpflege und habe oft erlebt, dass Ärzte und Krankenschwestern Sterbenden gar nicht die nötige Zuwendung zukommen lassen können«, sieht Leppin hier eine der Ursache für das erstarkte private Engagement. Das gewachsene Intereresse lasse sich auch bei den Studienrenden der KFH beobachten. »Das angebotene Seminar 'Arbeit mit Sterbenden' war in kürzester Zeit ausgebucht.« Einen großen Nachholbedarf sieht Leppin zudem bei der Ausbildung von ehrenamtlichen Hospizhelfern.
Der spektakulären Fall der kürzlich nach der Entfernung einer lebenserhaltenden Magensonde verstorbenen amerikanischen Koma-Patientin Terry Shiavo hilft der ernsthaften Diskussion um das humane Sterben nach Ansicht von Mitherausgeber Hörning nur partiell. »Der Nachteil ist, dass das Problem des Sterbens hier vor allem auf der Ebene des Faszinosums als Sonderfall behandelt wird. Eine Übertragung auf das Alltagsleben unterbleibt dabei.«

Artikel vom 08.04.2005