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Olympia 1998: »Gold in
Nagano war eine Zugabe«

»Sport ist mein Leben«: Olaf Hampel war erfolgreicher Bobfahrer

Von Mario Lüke
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler der Stadt vorstellt, die Besonderes leisten oder geleistet haben. Thema der 24. Folge ist Olaf Hampel, einer der erfolgreichsten deutschen Bobfahrer aller Zeiten.

Zweimal Olympiasieger, zweimal Weltmeister, zweimal Europameister und fünfmal Deutscher Meister - nur ganz wenige Sportler in Deutschland konnten in ihrer Laufbahn ähnlich viele Erfolge einfahren. Olaf Hampel, gebürtiger Bielefelder, wohnt seit vier Jahren in Schloß Holte-Stukenbrock und konnte in seiner Laufbahn als hochklassiger Bobfahrer all diese Titel einfahren.
Doch nicht erst als erwachsener Profi, sondern schon als Jugendlicher war Olaf Hampel sportlich erfolgreich, ihn begeisterte die Leichtathletik. Als Sprinter wurde der heute 39-Jährige gleich fünfmal Ostwestfalenmeister, lief er die 100 Meter-Distanz doch in einer rekordverdächtigen Zeit von 10,69 Sekunden. »Für Fußball oder weitere Ballsportarten habe ich mich indes nie interessiert«, sagt Hampel, der seine Wurzeln eher im Schwimmen, Radfahren und Laufen hat. Zu seinem eigentlichen Paradesport, dem Bobfahren, kam der Schloß Holte-Stukenbrocker schließlich nur durch Zufall. »Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich mit ihm aus Spaß in Winterberg in einen Zweierbob steige. Was man nicht kennt, muss man ausprobieren«, so Olaf Hampel, der mit Jeans und Straßenschuhen oben auf der Bahn einstieg und anschließend »als Bobfahrer unten ankam«, wie er selber sagt.
Früh erkannte der gebürtige Bielefelder sein Talent für jenen Wintersport, der seit den deutschen Olympiasiegen von Lillehammer und Nagano, an denen Hampel beteiligt war, auch in der Bundesrepublik an Popularität gewonnen hat. Besonders seine turnerische Ausbildung kam ihm hierbei zu Gute. »Beim Bobfahren müssen teilweise Kräfte, die dem Zehnfachen des eigenen Körpergewichts entsprechen, ausgehalten werden - da muss man schon trainiert sein.«
Olaf Hampel legte eine Steilkarriere hin, schaffte schnell den Sprung in die Nationalmannschaft und agierte zunächst als Ersatzmann, später gehörte er jahrelang fest zu den deutschen Bobteams. »Und das quasi als ÝAusländerÜ«, zwinkert Hampel, der damit die Sportförderung in Nordrhein-Westfalen kritisiert. »Der Bobsport ist hier natürlich nicht so weit verbreitet, ich musste mich also ein wenig durchbeißen. Insgesamt ist mir jedoch aufgefallen, dass Sportarten im Osten und auch in südlichen Regionen Deutschlands viel besser unterstützt werden«, erklärt Hampel. Erst seit der Wiedervereinigung seien die Deutschen im Bobsport wieder konkurrenzfähig. Trotz allem biss er sich durch, überzeugte bei den Deutschen Meisterschaften und durfte im Jahr 1988 zu den Olympischen Spielen nach Calgary reisen. »Ein Wahnsinnsgefühl«, erinnert sich Hampel gerne. »In dem Olympischen Dorf mit allen anderen Sportlern zu leben - das hat was«, so der ehemalige Profi, der auch mit dem bekannten Rodler »Hackl Schorsch« befreundet ist.
Die Erfolge, die Olaf Hampel gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden einfahren konnte, lassen sich nun wirklich sehen. Völlig überraschend gelang es dem deutschen Viererbob-Nationalteam in Lillehammer 1994 als Außenseiter, Olympisches Gold einzufahren. Und auch 1998 in Nagano stand das Sieger-Quartett, zu dem auch Christoph Langen gehörte, mit den schwarz-rot-goldenen Anzügen ganz oben auf dem Treppchen. »Nagano war einfach nur eine Showzugabe«, sagt der Hauptfeldwebel der Bundeswehr, der die Frage nach seiner Gefühlslage nach einem derartigen Erfolg eher gelassen beantwortet: »Es ist einfach klasse. Aber irgendwann weiß man dann, wie es geht.« Auffällig sei auch das steigende Medieninteresse gewesen. »Die Fragen des Fernsehsenders BBC musste immer ich beantworten. Keiner meiner Teamkameraden wollte nämlich englisch sprechen«, lächelt Hampel, zu dessen Karrierehighlights zudem der Gewinn der Weltmeisterschaft in den Jahren 1995 und 1996 sowie der Europameisterschaft 1996 im Zweier- und Viererbob gehören.
Olaf Hampel, der sich im Jahr 2001 aus dem aktiven Bobsport verabschiedete, weiß, wie wichtig auch die Unterstützung seiner Familie war. Im Jahr war er im Schnitt 220 Tage auswärts. In Köln hat er seinen Diplom-Trainer absolviert, an einer Führungsposition im sportlichen Nachwuchsbereich wäre er interessiert. Mit Blick auf all seine Pokale und Medaillen, die er errungen hat, kennt Olaf Hampel ein grundlegendes Rezept für seinen Erfolg. »Im Leben ist es wichtig, Neues auszuprobieren. Nur wenn man versucht, die Dinge besser zu machen als andere, kann man selber auch besser sein«, erklärt einer der besten Sportler, die Deutschland je hatte.

Artikel vom 08.04.2005