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Viel Zucker im
schwachen Herz

Wissenschaftspreis an Christian Prante

Bad Oeynhausen (WB). Die Jahrestagung der Deutschen Vereinten Gesellschaft für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) bildete den Rahmen. In Düsseldorf hat Christian Prante, Biochemiker am Herz- und Diabeteszentrum, den Wissenschaftspreis der DGKL für seine Forschungsergebnisse erhalten.

Aus mehr als 150 vorgestellten Forschungsbeiträgen wurde die Arbeit des Bad Oeynhauseners, der an den krankhaften Veränderungen des Herzens und deren Ursachen forscht, von einer Fachjury für den ersten Preis ausgewählt. Der 27-jährige Biochemiker forscht bei Professor Dr. Knut Kleesiek am Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin des Herz- und Diabeteszentrums. Prante beschäftigt sich dort seit mehr als zwei Jahren in der Arbeitsgruppe von Dr. Christian Götting mit einem Eiweiß, das als Xylosyltransferase bezeichnet wird. Es ist wesentlich am Aufbau der Strukturen im menschlichen Bindegewebe beteiligt. Es leitet dort die Bildung des Zuckeranteils bei Zucker-Eiweiß-Verbindungen ein, durch die etwa die Elastizität der Haut und des Gelenkknorpels bestimmt werden.
»Die Xylosyltransferase erfüllt aber auch weitere wichtige Aufgaben im menschlichen Körper«, erläutert Prante. »Sie ist an verschiedenen krankheitsbedingten Veränderungen der inneren Organe beteiligt, bei denen das funktionell aktive Gewebe durch ein starres Bindegewebe ersetzt wird.« So auch bei krankhaften Veränderungen des Herzens, wie der Biochemiker mit seinen Arbeiten erstmalig zeigen konnte.
Der Schwerpunkt seiner Forschung dreht sich um eine Erkrankung des Herzmuskels, die so genannte dilatative Kardiomyopathie. Dabei handelt es sich um eine Zerstörung der Herzmuskulatur mit Vernarbung des Herzmuskelgewebes. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten sei, desto geringer werde die Pumpleistung des Herzens, so dass eine Herztransplantation oft unumgänglich werde.
Prante beschäftigte sich im Rahmen seiner Forschung mit dem Zusammenhang dieser speziellen Herzerkrankung und der Xylosyltransferase: Die von der Xylosyltransferase aufgebauten Zucker-Eiweiß-Verbindungen befinden sich im Herzgewebe zwischen den gesunden, aber auch krankhaft veränderten Strukturen und stellen einen noch nicht ausreichend erforschten, aber sehr wichtigen Bestandteil des Herzgewebes dar.
Der Wissenschaftler konnte in seiner preisgekrönten Arbeit erstmalig zeigen, dass die Xylosyltransferase bei Patienten mit dieser Erkrankung vermehrt im Herzgewebe produziert wird. So entstehen vermehrt Zucker-Eiweiß-Verbindungen, die negative Folgen für den weiteren Krankheitsverlauf haben. »Die Erkenntnisse ermöglichen es uns nun, die biologischen Zusammenhänge bei dieser Erkrankung besser zu verstehen und mögliche Therapieansätze aufzuzeigen«, erklärt Professor Dr. Knut Kleesiek in diesem Zusammenhang.
Nach jahrelangen Vorarbeiten gelang den Forschern am Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin vor vier Jahren erstmals die Entdeckung dieses für den menschlichen Körper so wichtigen Proteins.

Artikel vom 07.04.2005