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Infrarot-Signal lenkt Torschuss

Die Robocup-Schülergruppe der Spee-Gesamtschule (von links): Christopher Strzelczok, Peter Pielok, Stanislav Tschirkov, Raul Sirk, Roman Schröder, Georg Kaltschuk und Alexej Kwiring mit den beiden Robotern »Pumba« (l.) und »Timon«. Auf dem Bild fehlen Alex Rib, Viktor Goss, Rudolf Seibel und Roman Naab.

Fußball-Roboter der Spee-Gesamtschule in den Ferien vom Virus befallen

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Die Robotertechnik ist normalerweise promovierten Informatik-Spezialisten vorbehalten. Doch beim Fußballspiel um den »Robocup« dribbeln auch Schüler-Entwicklungen mit.

Seit einigen Jahren trifft sich die technische Kicker-Elite immer im April im Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn, um ihre programmierten Bewegungsmaschinen auf Tore- und Punktejagd zu schicken. Wie auf dem grünen Fußballrasen muss auch im abgesteckten Roboterfeld das Runde ins Eckige.
An der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule in Paderborn trainieren gleich zwei Schülergruppen ihre Sturmformationen aus Lego-Technik. Im Spiel »eins gegen eins« sollen die rollenden Dribbelkönige nicht nur Tore schießen, sondern auch Gegentreffer verhindern. Den Ball erkennen die Kick-Roboter an seinem Infrarot-Signal. Ins gegnerische Tor befördert wird er übrigens nicht per »Schussmechanismus«, sondern schlicht durch geschicktes Antippen, wobei freilich bloßes »Schieben« als Stürmerfoul geahndet wird.
Auch sonst müssen sich die Kick-Maschinen vor unsportlichen Rempeleien in Acht nehmen. Wer ein Bauteil verliert, wird für 30 Sekunden auf die Strafbank verbannt - der Gegner hat dann freies Feld für seine Attacken. »Wir müssen deshalb darauf achten, dass alles fest montiert ist«, möchte »Mannschaftskapitän« Peter Pielok folgenschweren »Verletzungen« vorbeugen.
Im vergangenen Jahr war er bereits mit einem Schulteam vom Kaukenberg beim »Robocup« dabei. »Die Vorbereitung verlief ziemlich chaotisch«, erinnert sich Pielok. »Wir hatten nur drei Wochen Zeit zum Programmieren und Experimentieren und haben es trotzdem immerhin ins Viertelfinale geschafft.« In den zwei Halbzeiten zu je fünf Minuten fallen zum Teil reichlich Tore. »Eines der Spiele haben wir mit 5:0 gewonnen«, schmunzelt der Spee-Schüler. »Aber da waren vier Eigentore der Gegner dabei.«
Obwohl die Spee-Schüler viel dazugelernt haben, laufen sie in diesem Jahr vermutlich arg ersatzgeschwächt auf. Ein während der Osterferien in den Schul-Computer eingeschleustes Virus hat die komplette Festplatte mit dem in wochenlanger Arbeit geschriebenen Roboter-Programm gelöscht. Betreuungslehrer Dirk Beckert und seine Jungs bemühen sich in den wenigen verbleibenden Tagen um Schadensbegrenzung. »Leider haben wir keine Sicherungskopie gezogen«, ärgert sich »Coach« Beckert. »Wir werden aber auf jeden Fall teilnehmen, auch wenn unser Notprogramm nicht mehr konkurrenzfähig sein sollte.«
Ausgetragen werden die Wettkämpfe beim »Robocup German Open 2005« vom 8. bis 10. April im Heinz-Nixdorf-Museumsforum. Insgesamt 59 Teams aus zwölf Ländern haben ihre Teilnahme gemeldet. Am Freitag, 8. April (9 bis 18 Uhr), und am Samstag, 9. April (10 bis 18 Uhr), finden die Vorrundenspiele in allen Ligen statt. Die Vorführungen »Roboter in Schulen« werden von 11 bis 15.30 Uhr gezeigt. Am Sonntag, 10. April, werden ab 10 Uhr die Halbfinaspiele und anschließend die Endspiele ausgetragen.
Erstmals werden in diesem Jahr zweibeinige menschenähnliche Maschinen gegeneinander antreten. Ebenfalls neu ist die »Real Rescue League«. In dieser Disziplin müssen Roboter selbstständig verunglückte Menschen in Unfall- und Katastrophenschauplätzen finden und Pläne für deren Rettung erstellen. Bislang waren bei der Robocup-Meisterschaft nur Rettungs-Simulationen zu sehen.

Artikel vom 05.04.2005