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Nachbar: »Illegales Hüttendorf räumen«

Noch im April Gespräch zwischen Kreisverwaltung und Polizei über weiteres Vorgehen

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen (WB). Das Hüttendorf in der Nähe der Stockkämper Straße ist für Heino Weber und seine Frau Sabine inzwischen nur noch ein Ärgernis. Als direkte Nachbarn wollen die beiden Holtfelder die Beeinträchtigungen und Belästigungen durch die Bewohner nicht länger hinnehmen und haben sich deshalb seit Herbst 2004 mehrfach an die Behörden gewandt.

Scheinbar mit Erfolg: Wie Landrat Sven-Georg Adenauer gestern auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes mitteilte, ist noch im April ein Gespräch zwischen Kreisverwaltung und Polizei geplant. Dann soll über das weitere Vorgehen gesprochen werden. »Es ist ein nicht zu duldender, rechtswidriger Zustand, den wir so schnell wie möglich beenden möchten«, erklärt der Landrat. Dafür sei jedoch das Einverständnis des Eigentümers, Benedikt Freiherr Teuffel von Birkensee, notwendig (siehe Kasten).
Auch Bürgermeister Klemens Keller betont im WB-Gespräch, dass die Stadt großen Wert darauf lege, dass das Hüttendorf verschwinde. »Wir haben es nie geduldet. Es ist in jeder Hinsicht illegal - bau-, landschafts-, wasser- und abfallrechtlich«, so Keller. Die Stadt führe darüber seit längerem Gespräche mit dem Kreis. Sie selbst könne jedoch nichts machen. Das sei Sache des Kreises und des Grundstückseigentümers.
Heino Weber und Sabine Teichmann-Weber können nicht verstehen, warum nicht schon längst etwas unternommen worden ist. »Wenn das Dorf illegal ist, dann muss es auch geräumt werden«, sagt der 46-Jährige. Die eigentlichen Autobahngegner, die das Hüttendorf vor sechs Jahren errichtet hätten, seien schon vor einiger Zeit ausgezogen. Jetzt würden dort nur noch drei Menschen leben, die alternatives Wohnen scheinbar sehr schätzten. Zwei von ihnen seien Ende 2004 in Holtfeld gestrandet, als eine Wagenburg in Osnabrück aufgelöst worden sei.
Die Webers sind besonders verärgert, weil die Hüttendörfler im Winter einen Teil ihres Ackers kaputt gefahren haben, da der öffentliche Feldweg unbenutzbar geworden war. »Unser Pächter hat jetzt angekündigt, dass er die Pacht kürzen will, weil ein erheblicher Nutzungsausfall entstanden ist«, sagt Heino Weber. Seine Frau und er hätten sich daher an die Stadt gewandt. Doch dort sei ihnen lediglich mitgeteilt worden, dass sie dafür nur den Verursacher haftbar machen könnten.
Aus Protest hätten sie deshalb einen Teil der Gebühren, die sie an die Stadt Borgholzhausen zahlen müssten, vorläufig einbehalten, berichtet Sabine Teichmann-Weber. »Wir sind unseren Verpflichtungen als Bürger dieser Stadt immer nachgekommen. Doch diese Ungleichbehandlung wollen wir nicht länger hinnehmen. Wir müssen unseren Müll und Fäkalschlamm im Gegensatz zu den Hüttendörflern teuer entsorgen«, erklärt die 39-Jährige.
Das Dorf sei im Laufe der Jahre immer mehr gewachsen. Dort seien nicht nur Bau- und Wohnwagen abgestellt worden. Dort lägen auch Müll und alte Autobatterien im Wald herum. »Wir haben die Nase voll von diesen Nachbarn«, unterstreicht Heino Weber. Die Bewohner würden nicht nur Äcker zerstören. Sie hätten seine Mieter auch schon mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt und nach einem Kasten Bier gefragt. Außerdem würden sie Obst ohne Erlaubnis von den Bäumen pflücken. Heino Weber: »Das sind Belästigungen, die wir nicht mehr hinnehmen wollen.«

Artikel vom 06.04.2005