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Smetana innerlich zerrissen

Amesis-Trio intoniert beim Hauskonzert Gefühle des Komponisten

Von Malte Samtenschnieder (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Keineswegs zartbesaitet sondern durchweg kraftvoll-energisch präsentierte sich das Amesis-Trio am Sonntag bei seinem Konzert im Haus von Barbara Lundgreen. Mit selten zu Gehör gebrachten Werken von Debussy, Turina und Smetana gestalteten Katja Ziegenhain (Klavier), Sonja Matakas (Violine) und Michael Corßen (Violoncello) für ihre Zuhörer ein berauschendes Musikerlebnis.

Dass sie vom fachlichen Können her hervorragend für ihre Arbeit als Lehrer der Musikschule für den Kreis Gütersloh qualifiziert sind, machten Katja Ziegenhain, Sonja Matakas und Michael Corßen von der ersten bis zur letzten Noten unumstößlich deutlich. Mit übersprudelnder Energie, atemberaubender Virtuosität und tief empfundenem musikalischem Ausdruck brachten sie dem Publikum die Kompositionen näher.
Zunächst intonierten die Akteure ein erst kürzlich, nach 100 Jahren, wiederentdecktes Jugendwerk von Claude Debussy. Einfühlsam-verträumt ließen sie die Zuhörer in die zumeist von einander sanft umgarnenden Melodiebögen geprägte musikalische Gedankenwelt des zur Entstehungszeit des Werkes 18-jährigen Komponisten eintauchen. Mit betörender Eleganz verliehen sie dabei speziell den effektreich eingestreuten Pizzicato-Passagen prickelnd-spritzige Brillanz.
»Impressionismus mit spanischem Aroma« stand anschließend mit Joaquin Turinas »Circulo«-Fantasia auf dem Programm. Der mit verführerischem Feuer servierte Mix aus Elementen traditioneller, unverwechselbarer Harmonik der iberischen Halbinsel und dezent eingesetzten modernen Kompositionstechniken garantierte den Musikern ebenfalls tosenden Publikumsapplaus. Insbesondere die Gabe, während des Vortrags Spannungen aufzubauen und diese an wohldosiert festgelegten Höhepunkten zu entladen, trat bei dem musikalisch grandios nachgezeichneten Ablauf eines Tages vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang klar hervor.
Mit Bedrich Smetanas Trio g-moll, op. 15 krönte das Amesis-Trio sein hochkarätiges Programm. Bedeutungsschwer-wuchtig arbeiteten die Musiker die immanente Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit des unter dem Eindruck des Todes der vierjährigen Tochter des Komponisten entstandenen Werkes heraus. Halsbrecherische Kadenzen und Läufe spiegelten dabei die innere Zerrissenheit Smetanas wieder, zum anderen gaben sie den Interpreten die Gelegenheit ihr technisches Können auf meisterlichem Niveau auf die Spitze zu treiben.
Angesichts der hervorragenden Leistung war Katja Ziegenhain, Sonja Matakas und Michael Corßen langanhaltender Schlussapplaus gewiss, für den sie sich mit einer Zugabe bedankten. Das Publikum war begeistert. Mit seinem wendigen Vortrag hatte das Amesis-Trio einen gelungenen Schlusspunkt unter einen wunderbaren Frühlingstag gesetzt.

Artikel vom 05.04.2005