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Das Freistoß-Ungeheuer

Fußball-Landesliga: Heuers ruhender Ball rettet harmlose Vlothoer

Von Alexander Grohmann
(Text und Foto)
Vlotho (VZ). Knapp 20 Meter vor dem Tor, halb-linke Position: Tim Heuers Lieblingsstelle für ruhende Bälle. Der Mittelfeldmann des SC Vlotho traf von hier aus beim 3:1 gegen Warburg und schlenzte in gleicher Manier am Sonntag gegen Steinhagen den Ball in die Maschen. Heuer, das Freistoß-Ungeheuer. »Dabei übe ich die Freistöße eigentlich gar nicht so oft«, meinte der »Matchwinner« nach dem 1:0-Sieg.

Bis zu Heuers Glanzstück in der 25. Minute waren die Offensivbemühungen der Hausherren absolut harmlos gewesen. Erst der Führungstreffer aus heiterem Himmel löste die Vlothoer Verkrampfung etwas auf. So war es schon beim Sieg gegen Warburg gewesen, als ebenfalls Heuer mit seinem Freistoß-Tor die Fesseln gelöst hatte. Per Standard auf die Siegerstraße - am Ende stand auch gegen Steinhagen der wichtige Erfolg.
»Das Beste, was passieren konnte«, umschrieb Kapitän Markus Drawert passend den Dreier. Der war auch vonnöten, da mit dem SV Höxter (1:1 gegen Union Minden) und dem FC Türk Sport Bielefeld (3:1 gegen Spitzenreiter FC Bad Oeynhausen) schon wieder zwei Keller-Konkurrenten punkten konnten. Die zurzeit in Top-Form befindlichen Türken, die schon den vierten Sieg in Serie feierten, rückten auf Platz 13 vor, werden mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun bekommen.
Ausruhen dürfen sich die Vlothoer nicht auf der Leistung vom Sonntag. Denn: Der SCV-Motor stotterte immer noch unüberhör. Bis auf die beiden Tovitovic-Chancen in der ersten Halbzeit und einem Schuss von Michel Wißmann nach der Pause sprang wenig Konstruktives heraus. Drawert hob das Positive hervor: »Wir haben seit langem endlich mal wieder zu Null gespielt«, meinte der Manndecker. Die Defensive, in der neben dem neuen Abwehrchef Jens Sinn mit Marcel Sielemann, Nico Felix und Markus Drawert gleich drei Manndecker agierten, ließ nicht viel zu. »Wir haben die Marschroute ordentlich umgesetzt«, betonte Drawert.
Nach dem leblosen Auftritt beim 1:2 in Borgholz, als die Mannschaft in der zweiten Halbzeit kein Aufbäumen gezeigt hatte, wertete er das Spiel deshalb als Fortschritt. »Wir wurden nach dem Borgholz-Spiel zurecht kritisiert. Diesmal stimmte die Einstellung wieder«, so der Kapitän, der angesichts der bedrohlichen Situation eine gewisse Verunsicherung nicht leugnet: »Wir müssen uns langsam wieder das Selbstvertrauen erarbeiten.«
Trainer Frank Warbende atmete durch: »Wir haben den Grundstein für die nächsten schweren Wochen gelegt. Darauf gilt es aufzubauen. Die Mannschaft hat endlich wieder einmal zu Null gespielt und gesehen, wie wichtig es ist, über Standardsituationen zum Erfolg zu kommen.« Allerdings gefiel auch ihm die Offensiv-Leistung nicht: »Wir sind nicht torgefährlich genug. Wir mussten gegen Steinhagen den Sack zu einem recht frühen Zeitpunkt zuschnüren. Ich warne bereits jetzt vor der Begegnung in Harsewinkel. Auch wenn die Gastgeber faktisch bereits abgestiegen sind - das wird kein Selbstläufer.«

Artikel vom 05.04.2005