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Platz da, Frauen, »Der Dicke« kommt!

Viel Herz statt sturer Paragrafen: Dieter Pfaff ist der Star in der neuen ARD-Anwaltsserie

ARD, 20.15 Uhr: Der Dienstagabend im Ersten ist gewöhnlich ein Platz für Frauen, vor und auf dem Bildschirm. Dort erwies sich Richterin »Julia« als ungewöhnliche Frau, suchte »Adelheid« Evelyn Hamann ihre Mörder, und auch im »Um Himmels Willen«-Kloster hatte vor allem Jutta Speidel das Sagen. Jetzt aber wird es männlich: Dieter Pfaff kommt als »Der Dicke«.

»Der erste Gedanke war: Wir sollten Dieter Pfaff enger an die ARD binden«, sagt Fernsehfilmchef Gebhard Henke vom WDR. »Der zweite Gedanke: Es kann eigentlich, nach dem Klassiker »Liebling Kreuzberg«, mal wieder eine schöne Anwaltsserie sein. Denn beim Arzt und beim Anwalt kommen die besten Geschichten zusammen. Und nirgendwo sonst sind die Menschen so ehrlich.«
Gewisse »Liebling Kreuzberg«-Anklänge sind nicht zu übersehen: Auch hier geht es um weniger spektakuläre Fälle, nicht um Mord und Totschlag. Auch hier regieren Herz und gesunder Menschenverstand statt sturer Paragrafen. Und wie einst »Liebling« Krug hat nun auch Pfaff eine kecke, manchmal reichlich altkluge Assistentin an der Seite, gespielt von der Türkin Burcu Dal, die sich gleich in den ersten Folgen souverän als liebenswerter »Zweit-Star« etabliert.
Für Pfaff ist die Rolle des Anwalts Gregor Ehrenberg »eine Art Synthese aus dem, was ich bisher gemacht habe. Hier die mehr ulkigen Rollen im ÝFahnderÜ und bei ÝBalkoÜ, dort die größeren, ernsteren Sachen wie ÝSperlingÜ, ÝBlochÜ oder ÝBruder EselÜ.« Die Ausgangsposition ist durchaus ernst: Ein Anwalt, tüchtig, erfolgreich, gemeinsam mit seiner ebenso tüchtigen Frau (Gisela Schneeberger) in der gemeinsamen Praxis, steigt aus. Er will kein hoch dotierter Rechtsverdreher mehr sein, der nur auf der Seite derer steht, die ihn sich leisten können.
Er macht seine eigene Kanzlei im Hamburger Kleine-Leute-Viertel Mottenburg in einer früheren Weinhandlung auf. Und nun hat er ganz andere Fälle als bisher zu übernehmen: den Fall einer Körperbehinderten, die aus der Wohnung raus soll. Oder die Geschichte vom Vorbestraften, dem das Besuchsrecht für seinen Sohn vorenthalten werden soll.
Gefühl und Humor geben den Grundton an. Und eine emotionale Gemütlichkeit, die ein wenig - wie schon viele Dienstagabend-Erfolge der ARD - ans Kino der 50er Jahre erinnert. Was Dieter Pfaffs Herzenswunsch entspricht: »Wir wollen volkstümlich, aber nicht volkstümelnd sein.«

Artikel vom 05.04.2005