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Jugendarbeitslosigkeit: Die
Profis vor Ort mehr nutzen

Vorstand der Bundesagentur bei SPD-Jugendkonferenz

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit hat der Bund viel Geld zur Verfügung gestellt, das aber schneller und intelligenter genutzt werden soll, um zügiger Ergebnisse zu erzielen. Dazu muss vor Ort zwischen den verschiedenen Hilfeanbietern eine bessere Zusammenarbeit realisiert werden. Das ist ein Ergebnis der Jugendkonferenz, zu der der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Brandner gestern Experten nach Halle lud.

Als wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion ist es Brandner schon des öfteren gelungen, hochkarätige Arbeitsmarktexperten in den Wahlkreis zu holen. An der Spitze waren es diesmal Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur (BA) für Arbeit, sowie die Leiterin der Regionaldirektion NRW der BA, Christiane Schönefeld. Auf der anderen Seite bei der Jugendkonferenz saßen Vertreter von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Bildungsträgern und Wirtschaft.
Insbesondere Heinrich Alt will mehr Druck auf dem Kessel. Die »fürsorgliche Belagerung«, die der Gesetzgeber arbeitslosen Jugendlichen zur Förderung der Qualifizierung und Eigeninitiative angedeihen lassen will, soll seiner Meinung nach vor Ort in den Arbeitsgemeinschaften von Kreisen und Arbeitsagentur schneller in Gang gesetzt werden. Sonst könnte es passieren, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht einmal alle abgerufen werden.
Im Moment gibt es nämlich eine paradoxe Situation. Zum einen sind die Arbeitsgemeinschaften mit der Umsetzung von Hartz IV so stark belastet, dass das sogenannte Fallmanagement (auch für die Jugendlichen) offenbar nur zäh anläuft. Andererseits gibt es mit verschiedenen Bildungsträgern erfahrene Arbeitsmarkt-Profis vor Ort, die qualifizierte Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken müssen, weil sie keine oder zuwenig Aufträge bekommen. »Die Klugheit aber liegt immer in der Region«, warb Alt für eine stärkere Einbindung Dritter durch die Arbeitsgemeinschaften.
Vertreter eben dieser freien Träger zeigten sich für solches Engagement sehr offen, verwiesen aber auf den Teufel, der auch hier im Detail steckt. Denn die bürokratischen Hürden, die wiederum andere Behörden aufbauen, beispielsweise bei der Qualifizierung von Lehrern der freien Bildungsträger, machen unkomplizierte Hilfen derzeit noch schwierig. Außerdem solle die Bundesagentur regionale Bildungsträger nicht weiter mit einer Preisspirale nach unten aus dem Markt drängen. Kritik wurde auch an der Schulpolitik geübt, die einen so hohen Anteil von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss mit zu verantworten habe.
Klaus Brandner, der die von der SPD organisierte Jugendkonferenz ausdrücklich nicht als Wahlkampfveranstaltung verstanden wissen wollte, plädierte für eine Wiederholung solcher Treffen. Denn durch bessere Abstimmung untereinander könnten mehr Erfolge im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit erzielt werden.

Artikel vom 05.04.2005