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Ersehntes Sprungbrett
ins richtige Berufsleben

Mit der Privatinitiative »ASS« eine Zukunftschance

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Kreis Paderborn/ Borchen (WV). Roman Meier ist ein Ass-Schüler. Der 15-jährige Hövelhofer arbeitet seit einem halben Jahr beim Achsen-Hersteller WAP in Borchen. Auch wenn der Schüler für seine Arbeit keinen Cent Lohn bekommt, weiß er um seine Chance: Das einjährige Betriebspraktikum könnte für ihn zum ersehnten Sprungbrett ins Berufsleben werden.

Schüler wie Roman Meier haben es wie alle Jugendliche aus den sechs Paderborner Schulen für Lernbehinderte am Ausbildungsmarkt nicht leicht, zu einem Lehrvertrag zu kommen. Unternehmer wie WAP-Geschäftsführer Günter Bröckling (48) wissen allerdings, dass auch solche Jugendliche durchaus fleißig, ehrgeizig und wissbegierig sind, um an einem Arbeitsplatz ihren Mann zu stehen. Der Unternehmer, der im Gewerbepark Alfen mit 48 Mitarbeitern jährlich 25 000 Achsen herstellt, hat zusammen mit Schulleiter Wolfgang Steinrücke (53) von der Sonderschule Delbrück in Privatinitiative ohne auch nur einen Euro öffentlichen Zuschuss das Projekt »ASS« ins Leben gerufen. Mittlerweile arbeiten 30 Schülerinnen und Schülern aus den so genannten Sonderschulen für Lernbehinderte (heißen künftig Förderschulen) ein Jahr lang mehrere Tage in der Woche in Unternehmen des Paderborner Landes, um den Arbeitgebern zu beweisen, dass sie als künftige Lehrlinge durchaus tauglich sind.
Inzwischen haben Bröckling und Steinrücke schon neun weitere Unternehmen gefunden, die mitmachen und diesen Jugendlichen eine Chance bieten: Neben WAP-Fahrzeugtechnik in Borchen gehören auch Laufer in Hövelhof, Minipreis Läden (Salzkotten), Bauschke (Paderborn), Bette (Delbrück), Finke Wohnwelt (Paderborn), dixi Discount (Delbrück) Gepade (Delbrück), HeLa (Paderborn) oder Alutec Belte (Delbrück) dazu. Die Industrie- und Handelskammer (IHK), aber auch die Alme Schule Büren, Meinwerkschule Paderborn, Sertürnerschule Schloß Neuhaus und Philip-von-Hörde-Schule Delbrück begleiten zusammen mit dem Kreisschulamt das Projekt »ASS«.
Die ASS-Plätze sind in den Schulen begehrt: So müssen sich die Mädchen und Jungen wie um einen richtigen Ausbildungsplatz bewerben. Wenn alles klappt, erhalten sie einen Praktikantenvertrag.
Schulleiter Wolfgang Steinrücke schlägt mit »ASS« mehrere Fliegen mit einer Klappe So erfahren die beteiligten Unternehmen in zwölf Monaten, dass leistungsbereite Schüler auch aus diesen Schulen für einen Ausbildungsplatz geeignet sind. Und die Schüler merken in der Praktikumsphase, wie wichtig zumindest ein Hauptschulabschluss ist, um am Arbeitsmarkt zum Zuge zu kommen.

Artikel vom 05.04.2005