11.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Löbe macht den Unterschied

SC Paderborn 07 schlägt Arminias Amateure im OWL-Derby 3:2

Von Matthias Reichstein
Herford (WV). Für Arminias Amateure rückt der Abstieg immer näher, der SC Paderborn 07 ist seit dem 3:2 (2:1)-Sieg im OWL-Derby wieder Primus der Regionalliga. Einen wirklichen Unterschied gab's am Samstag aber nicht zu sehen. Den machte nur Alexander Löbe. Paderborns Kapitän traf zweimal und war so Wegbereiter des sechsten Auswärtssieges.

Es war nicht viel, was der SCP bot, der Boss sprach sogar von einem »spielerischen Offenbarungseid«. Viele Fehlpässe und eine bedenklich wackelnde Hintermannschaft - das sah im Herforder Jahnstadion über 90 Minuten nicht gut aus, doch Wilfried Finke erlebte, im Vergleich zur Pokalpleite vom Mittwoch, wieder eine Mannschaft, die leidenschaftlich kämpfte und Moral bewies.
Die erste Chance vergab Daniel Cartus (4.) mit einem Flugkopfball, das erste Tor schossen die Gastgeber (5.). Nach einem Abschlag von Stephan Loboué vertändelte Thorsten Becker gegen Engin Yildiz den Ball, sein Zuspiel landete bei Ferhat Cerci, der im zweiten Versuch Paderborns Keeper überwand.
Doch zwei Standardsituationen brachten den SCP ins Spiel zurück. Nach einem Eckball von Vujanovic köpfte Löbe (28.) den Ausgleich, nach einem Freistoß von Benjamin Schüßler (28.) nahm der Torjäger die Kunststoff-Kugel volley und es stand 2:1. »Genau diese Standards hatten wir ausführlich besprochen«, war Arminen-Trainer Igor Lazic entsprechend sauer. Christian Mehr war für den Coach der Hauptschuldige, er war bei den ruhenden Bällen für die Bewachung Löbes zuständig.
Nach dem Wechsel verpasste es der SCP, das Derby frühzeitig zu entscheiden. Bielefelds Innenverteidiger Thorsten Rump (53.) traf den eigenen Pfosten, die Aluminiumstange verhinderte auch, dass Alex Löbe (56.) nach einem tollen Solo, bei dem er auch noch Schlussmann Ronny Kockel aussteigen ließ, zum dritten Mal traf.
Das wurde bestraft. Nach einem abgefälschten Freistoß von Manuel Meyer (60.) war Cerci zum zweiten Mal erfolgreich. 2:2 statt 3:1 - die Arminen waren plötzlich wieder da und wollten noch mehr. »In unserer Situation reicht ein Punkt nicht, wir brauchten den Sieg«, sagte Lazic später, brachte noch zwei Stürmer und verlor auch den einen Zähler.
»Noch zehn Spiele bis zum großen Glück« hatten die mitgereisten SCP-Fans auf einem großen Transparent gemalt. »Glücklich«, wenn auch aufgrund der besseren Chancen verdient, war am Ende der zweite Auswärtssieg in diesem Jahr. Denn Daniel Cartus (78.) stand beim Traumpass von Schlussmann Stephan Loboué klar im Abseits, der Schiri pfiff nicht, »Carte« traf zum 3:2 und ließ einen entsprechend knurrigen Lazic zurück: »Der Schiedsrichter hat dazu beigetragen, dass Paderborn die drei Punkte mit nach Hause nimmt.« Cartus selbst wollte die Szene (»Ich habe nur auf den Ball geschaut«) nicht näher kommentieren, sondern blickte lieber schon einmal in Richtung Osnabrück. »Diese Leistung reicht nicht, um dort auch nur einen Punkt mitzunehmen«, meinte der Außenstürmer. »Wir sind zurzeit ein Tabellenführer, der sich auf sehr dünnem Eis bewegt«, wollte sich auch der Präsident vom Sieg nicht blenden lassen.
Woran das liegt? Für »Carte«, trotz der Spitzenposition, auch am fehlenden Selbstvertrauen. »Wir haben nach unserer Siegesserie gedacht, wir wären unverwundbar. Doch die Hamburger Woche mit den beiden Niederlagen hat uns einen Knacks versetzt.« Das »Kopfproblem« kann aber kurzfristig gelöst werden. Ein starker Auftritt im Spitzenspiel am Dienstagabend beim VfL Osnabrück wäre da der passende Anfang.

Artikel vom 11.04.2005