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Protest gegen »Preisdumping«

Landwirte-Demo: »Der Geiz hat Grenzen« - Sonderaktion des Handels

Espelkamp (hek). »Euer Wahnsinn ist unser Problem«, so Karl-Heinz Becker, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes in Anspielung auf eine Werbekampagne. Am Samstag sagten Vertreter der Landwirtschaft dem Preisdumping in der Lebensmittelbranche den Kampf an. Eine Flugblattaktion vor dem real-Markt sollte Kunden dafür sensibilisieren, dass »Geiz Grenzen hat«.

Neben anderen Sonderangeboten kostete der Liter Milch bei der jüngsten Werbe-Aktion nur 33 Cent. Das Vorgehen der Supermarktketten bringe Landwirten das »Blut in Wallung«, sagte Karl-Friedrich Hüsemann, Mitglied des »Arbeitskreises Milch«. Eine »Geiz ist geil-Mentalität« greife nun auch auf den Lebensmittelsektor über. Bei der Erzeugung von einem Liter Milch entstünden bereits Kosten von 32 bis 36 Cent. Hinzu kämen die Ausgaben für Verarbeitung, Kontrolle, Verpackung und Transport, woraus sich letztendlich der Verkaufspreis ergebe. Der Preisdruck, den die großen Verkaufsketten auf die Molkereien ausübten, würde direkt an den Erzeuger weitergegeben. Arbeitsplätze, hohe deutsche Qualitätsstandards, aber auch die ländlich geprägte Kulturlandschaft unseres Raumes stünden auf dem Spiel.
Im Kreis existierten etwa 500 Milchviehbetriebe mit etwa 12000 Kühen, sagte Holger Topp, Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Ein Absinken des Verkaufspreises um fünf Cent bedeute - bezogen auf Minden-Lübbecke - einen Verlust von fünf Millionen Euro. Der Leiter des real-Marktes, Dirk Finke, wies gegenüber der ESPELKAMPER ZEITUNG auf die Stellungnahme der zentralen Pressestelle seines Unternehmens hin. Sie entgegnet den Vorwürfen der Bauernverbände: Man verstehe die Zukunftssorgen der Landwirte. Generell würden angemessene Preise für hochwertige Erzeugnisse befürwortet. Es handele sich diesmal um eine »einmalige, auf einen Tag begrenzte Werbeaktion«. Ihr Ziel sei es, den Kunden »für den Genuss eines gesunden Grundnahrungsmittels zu begeistern« und ihm ein attraktives Angebot zu unterbreiten.
Symbolisch wurden von den Landwirten 50 Liter Milch aufgekauft. Sie kamen einem wohltätigen Zweck zugute: Die Spende ging an Schloss Benkhausen sowie dessen Zweigniederlassung in Rahden.

Artikel vom 05.04.2005