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»Immer ein Schmerzenskind«

Stadtarchivar blickt in die Hospital-Vergangenheit

Versmold (igs). Das Versmolder Krankenhaus hat im vergangenen Jahr nicht das erste Mal auf der Kippe gestanden -Êund die Versmolder Bevölkerung hat sich auch nicht das erste Mal für sein Krankenhaus stark gemacht.

»Das Krankenhaus war von seiner Planung an ein Schmerzenskind, eine Herzensangelegenheit. Für die Versmolder ist das Krankenhaus ein gutes Stück Heimat«, sagte Stadtarchivar Dr. Richard Sautmann gestern während der Eröffnung der neuen Jahresausstellung »Im Dienste des Nächsten -ÊKrankenhaus, Ärzte und Gesundheitswesen in Versmold«. Die Stiftungsmittel hatten 1888 nicht ausgereicht, um ein Krankenhaus einzurichten: Nur 500 Mark hatte Kaufmann und Fleischwarenfabrikant Johann Friedrich Middelkamp hinterlassen. In der Bevölkerung, erinnerte Sautmann, seien 12 000 Mark gesammelt worden, Stadt und Amt hätten zusätzlich 16 000 Mark gegeben. Im April 1891 wurde das neue Krankenhaus eingeweiht. »Die Bevölkerung hat es sich selbst geschaffen.«
In den 50er Jahren stand das Krankenhaus wieder auf der Kippe, das Evangelische Johanneswerk wurde Träger. Millionen wurden investiert. »Wäre das Krankenhaus geschlossen worden, hätte das in Versmold als Katastrophe gegolten.« Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre gab das Johanneswerk die Betriebsführung zurück. Erneut gab es Probleme: Der Gynäkologe ging, es fehlte an Schwestern. »Doch die Schließung war niemals ein Thema«, erklärte Sautmann. Schwestern wurden von den Philippinen eingeflogen, Millionen investiert. Das meiste Geld kam aus der Stadtkasse. »Denn Versmold ohne Krankenhaus war unvorstellbar.«
Im vergangenen Jahr hätten sich erneut die Anzeichen gemehrt, dass das Krankenhaus dem Untergang geweiht war, erinnerte Sautmann. Eine »Massenbewegung« setzte sich für das Krankenhaus ein, um die medizinische Grundversorgung zu erhalten. »Das Krankenhaus ist nicht austauschbar. Es ist ein Stück Biographie für jeden einzelnen Versmolder.« Nun dürfe man vielleicht leise aufatmen.Ê»Das erste Mal seit Jahrzehnten scheint es, dass das Krankenhaus und seine 100 Mitarbeiter eine Zukunft haben.«

Artikel vom 04.04.2005