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Rote Fahne soll
den Obelisken
wieder krönen

Die Original-Konstruktionszeichnung des Obelisken, den Überlebende des Stalag nach der Befreiung errichtet haben.

NRW-Minister überbringt Nachricht

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Die rote Fahne wird auf den sowjetischen Ehrenfriedhof in Stukenbrock-Senne zurückkehren und zwar noch in diesem Jahr. Diese Nachricht überbrachte am Samstag Nachmittag Wolfram Kuschke, Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Gedenkfeier der Befreiung des Stammlagers (Stalag) 326 und erntete dafür großen Beifall.

Er erwarte in naher Zukunft ein positives Ergebnis. Die orthodoxe Kirche habe zugestimmt, das Kreuz, das sich zurzeit auf dem Obelisken befindet, abnehmen zu lassen, wenn es in der Nähe an anderer Stelle auf dem Friedhof aufgestellt werde. Die Abstimmung werde aber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. »Der Kampf hat sich gelohnt. Wir danken Ihnen für diese Nachricht«, sagte Werner Höner, Vorsitzender der Arbeitskreises »Blumen für Stukenbrock«.
Neben der orthodoxen Kirche ist die russische Regierung in den Vorgang involviert. Bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung sei in der zweiten Märzwoche ein Schreiben der russischen Botschaft in Deutschland eingegangen, in dem man sich für die Anregung bedanke, sagte Kuschke im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Nachdem die Bitte der Überlebenden des Stalag 326 insbesondere über den Arbeitskreis »Blumen für Stukenbrock« immer wieder an die Landesregierung herangetragen worden sei, habe Städtebauminister Michael Vesper das Denkmalschutzverfahren im Oktober vergangenen Jahres an sich gezogen. »Es handelt sich um einen ganz sensiblen Vorgang zwischen russischer Regierung und Kirche«, so der Minister. »Ich glaube aber, dass die Angelegenheit jetzt auf einem sehr guten diplomatischen Weg ist.«
Aus welchem Topf die Rekonstruktion der roten Fahne - es handelte sich im Ursprung um eine Glasplastik - finanziert werden soll, steht jedoch offenbar noch nicht fest. Wolfram Kusche meinte aber: » An den Kosten wird es nicht scheitern.« Und Jochen Schwabedissen, zweiter Vorsitzender des Arbeitskreises »Blumen für Stukenbrock« ergänzte: »Wir sind es gewohnt zu sammeln.« Technische Probleme wird es wohl weniger geben. Die Originalzeichnungen der Erbauer des Obelisken existieren noch.
Der Obelisk war nach der Befreiung von Überlebenden aus Dankbarkeit errichtet worden. Die rote Fahne auf der Spitze des Obelisken sei ein Symbol des Sieges über den Faschismus, sagte Dimitri Orlow, ein Überlebender des Stalag, am Samstag anlässlich der Gedenkfeier. Demontiert wurde sie während des Kalten Krieges in den 50-er Jahren und durch das orthodoxe Kreuz ersetzt. Doch nicht dieses Kreuz, sondern die rote Fahne sei der gemeinsame Nenner aller Menschen, die auf diesem Friedhof begraben liegen, meint Jochen Schwabedissen.

Artikel vom 04.04.2005