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Die Schrönos vor dem dritten Streich

Viertelfinale im BBL-Pokal: Zweitligist Paderborn empfängt den Deutschen Meister Frankfurt

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Es war wie immer, am Tag vor dem großen Spiel. Kapitän Stefan Schey besuchte die Universität, wo er kurz vor dem Abschluss zum Diplom-Sportwissenschaftler steht; Coach Doug Spradley spazierte mit Hund Jake um den Lippesee. Er suchte die Ruhe, freut sich aber auch auf den Trubel. Der ist garantiert, wenn Zweitligist Schröno Paderborn Baskets heute Abend um 20 Uhr im Viertelfinale des BBL-Pokals den Deutschen Meister Opel Skyliners Frankfurt empfängt.

Nur noch 200 Restkarten stehen zur Verfügung, alles spricht für ein mit 2800 Zuschauern ausverkauftes Sportzentrum Maspernplatz. »Da weiß man, wofür man arbeitet, wenn sich die Fans schon Wochen vorher ein Ticket sichern«, blickt der Coach voller Emotionen auf den Anwurf. Spradley hat solche Kulissen als Erstliga-Spieler in Paderborn, Braunschweig und Weißenfels häufiger erlebt, als Trainer in der vierten Saison bei den Baskets noch nicht. Sein Kapitän hat dafür sogar zehn Jahre Paderborn hinter sich bringen müssen. »Endlich«, sagt Schey, »das wird ein großer Moment in meiner Karriere, der größte wäre jedoch der Aufstieg«.
Es ist für viele ihr bisher größtes Spiel, doch an einen Sieg und den Einzug ins Final Four denkt beim Tabellenzweiten der zweiten Liga (noch) niemand. »Es ist für uns eine riesige Herausforderung. Ich habe den Jungs gesagt, dass man nicht oft in die Situation kommt, innerhalb einer Woche erst gegen den Deutschen Meister und dann um den Aufstieg in die erste Liga spielen zu können. Die Mannschaft hat sich das verdient und soll es genießen«, so Spradley.
Frankfurt vor Augen, Bremerhaven im Kopf. Das »Endspiel« um die Meisterschaft gegen den Spitzenreiter am 13. April, es überschattet alles. Selbst das Duell mit dem nationalen Champion. »Ich hoffe, dass wir gegen Frankfurt nicht zu viel Kraft lassen«, sagt beispielsweise Sportdirektor und Vize-Präsident Dr. Nima Mehrdadi. Für Schey ist der Pokal ein »Bonus außerhalb jeder Planung«, für Spradley »reiner Genuss«. »Sicher ist der Pokal für uns alle wichtig, aber er darf uns nicht von dem ganz großen Ziel ablenken«, fügt der Trainer hinzu. Das soll aber nicht heißen, dass die Schrönos mit halber Kraft ans Werk gehen werden: »Ich werde die Jungs nur bremsen, wenn wir aussichtslos zurück liegen sollten. Dann werden wir im Hinblick auf das Sonntagsspiel in Bremen nicht alles riskieren.« Die Seinen haben nichts gutzumachen, sondern mit den Siegen gegen die Erstligisten Schwelm und Braunschweig die Pokal-Erwartungen schon weit übertroffen. Es sind sich alle einig, dass der Tabellenvierte von anderem Kaliber ist als der Letzte und Drittletzte und der dritte Streich noch schwerer wird. Schey: »Frankfurt ist klarer Favorit. Wir haben keinen Druck, aber zumindest den Ehrgeiz, keinen auf den Deckel zu bekommen.«
»Roller, Williams - am besten, ich mache eine Liste«, antwortet Spradley auf die Frage, auf welche Hessen sein Team am meisten achten müsse, sagt aber auch: »Frankfurt ist nicht mehr so gut wie in der vergangenen Saison.« Dennoch ist der Baskets-Coach auf eine (hohe) Niederlage vorbereitet: »Wir wollen auch im 17. Pflichtspiel in Folge ungeschlagen bleiben, aber wenn wir alles gegeben haben und ausscheiden, wird das selbst bei 20 oder 30 Punkten Unterschied nicht so weh tun wie eine Niederlage in der Meisterschaft. Wir werden unseren Weg weiter gehen. Dass einzige, was wir zu verlieren haben, ist ein verletzter Spieler.«

Artikel vom 06.04.2005