04.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Farbenfrohe Bilder
einer dunklen Zeit

Kunstverein zeigt zum Jubiläum Emil Nolde

Bad Oeynhausen/Herford (WB/rkl). Emil Nolde zählt zu den führenden Malern des Expressionismus und gilt als einer der großen Aquarellisten und Druckgraphiker des 20. Jahrhunderts. Ihm widmet der Herforder Kunstverein seine Jubiläumsausstellung im Daniel-Pöppelmann-Haus in Herford.

Aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens zeigt der Verein vom 9. April bis zum 26. Juni Emil Noldes »Ungemalte Bilder« sowie einen Ausschnitt aus seinem umfassenden druckgraphischen Werk.
Prägend für die Entwicklung des 1867 geborenen Künstlers war ein Aufenthalt in Paris im Jahre 1900. Dort setzte er sich mit dem Impressionismus und Postimpressionismus auseinander, studierte an der Akademie Julian und begegnete der jungen Paula Modersohn-Becker, die, wie Nolde, auf der Suche nach ihrer ureigensten Formgestaltung war.
Mit den eigenwilligen Radierungen frei erfundener »Fantasien« begann er sein grafisches ĂŽuvre, das zu einem der umfangreichsten innerhalb der Klassischen Moderne wurde. Zugang zum Holzschnitt und zur Lithografie erhielt Nolde durch die Dresdener Künstlergruppe »Brücke«. Gemeinsam mit der »Brücke« sind ihm das Streben nach der »reinen Ursprünglichkeit« und die Suche nach entsprechenden Impulsen. Dies veranlasste ihn, von 1913 bis 1914 in die Südsee zu reisen. Zahlreiche Reisen nach England, Frankreich und Italien boten ihm weitere Anregungen. Zeitlebens jedoch empfand er eine enge Verbundenheit zur Landschaft seiner norddeutschen Heimat.
Nach dem Tod Emil Noldes 1956 wurde der umfangreiche künstlerische Nachlass als »Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde« der Allgemeinheit geöffnet. Die Stiftung fand ihre Räumlichkeiten in dem ehemaligen Wohnhaus Noldes, das zwischen 1927 und 1937 nach Entwürfen des Künstlers entstand. Es wurde für ihn zu einem Ort der Zuflucht, als seine Kunst während des Nationalsozialismus als »entartet« diffamiert und aus den öffentlichen Museen verbannt wurde.
Trotz des Malverbotes und der strengen Kontrolle durch die Gestapo seit 1941 entstand in Seebüll heimlich die Aquarell-Folge der so genannten »Ungemalten Bilder«: kleine, freie, fantastische Blätter, die sich über die Jahre hinweg heimlich häuften und die Nolde zum Schutz vor Nachstellungen der Gestapo bei Freunden in Verwahrung gab. Mit beispielloser Intensität schuf er in diesen dunklen Jahren Bilder, die zu den Höhepunkten seines Werkes gerechnet werden. »Ungemalt« waren diese Bilder, weil sie offiziell nicht gemalt sein durften, aber auch weil Nolde die Blätter später auszuführen dachte. Emil Nolde hat diese Aquarelle nie zum Verkauf angeboten und nur wenige an Freunde verschenkt. Zusammen mit druckgraphischen Blättern zeigt die Ausstellung figürliche Bilder aus der Welt des Theaters, des Tanzes, der Mythologie und der individuellen Phantastik des Künstlers sowie Seestücke, Marsch- und Berglandschaften.
Die Ausstellung wird am kommenden Samstag, 9. April, um 16.30 Uhr eröffnet. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Artikel vom 04.04.2005