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Wehmut, aber
auch dankbare
Erinnerung

Erzbistum trauert um den Papst

Von Franz-Josef Herber
und Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Wie eng die Beziehung zwischen dem Erzbistum Paderborn und Papst Johannes Paul II. war, wurde in der Stunde der Trauer noch einmal deutlich. Mit Wehmut, aber auch in dankbarer Erinnerung nahmen die Menschen Abschied von dem am Samstag verstorbenen Heiligen Vater.

Viele Paderborner hatten Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung mit Johannes Paul II. und erinnern sich noch gern daran. Wolfgang Triller, Diözesan-Auslandsreferent des Malteser Hilfsdienstes, hatte im Oktober 2003 eine Wallfahrt nach Rom begleitet, an der auch 60 Pilger aus dem Erzbistum teilgenommen hatten. »Als wir in der Audienzhalle auf den Papst warteten, war nicht klar, ob er auch tatsächlich kommen würde«, erinnert sich Triller. Doch dann sei Johannes Paul II. im Rollstuhl herein gekommen und habe trotz seiner körperlichen Schwäche eine ergreifende persönliche Stärke ausgestrahlt. »Die wenigen Augenblicke mit ihm waren außerordentlich beeindruckend«, teilt der 53-Jährige noch heute den Eindruck der gesamten Pilgerschar.
Altbürgermeister Wilhelm Lüke hatte den Pontifex bei dessen Paderborn-Besuch im Juni 1996 auf dem Hubschrauber-Landeplatz am Bahnhof begrüßt und ihm erzählt, dass Paderborn mit Przemysl eine Partnerstadt in Polen habe. »Ach, Przemysl!«, habe der hohe Besuch geantwortet, »das kenne ich gut, das ist in der Nähe von Krakau«. Am Tag darauf hatte sich Lüke im Dom eingefunden, wo der Papst an einem ökonomischen Gottesdienst mitwirken wollte. Als Johannes Paul II. am Bürgermeister vorbei ging, sprach er ihn kurz an und erzählte, dass er soeben in der Senne mit dem Erzbischof von Przemysl eine Messe gefeiert habe.
Etwa ein Jahr später bekam Wilhelm Lüke einen Anruf von seinem Amtskollegen in der polnischen Partnerstadt. Tadek Sawitzki hatte den Papst während dessen Polen-Reise getroffen und der hatte sich an Paderborn erinnert und gebeten, Grüße zu übermitteln.
Melanie Schwede (24) wäre gern dem katholischen Oberhirten während des Weltjugendtages im August in Köln begegnet und sie bedauert sehr, dass es nicht mehr dazu kommen wird. Die Paderbornerin ist in verschiedenen Vorbereitungsgremien aktiv, unter anderem hat sie die Tour des Weltjugendtagsmobils mitbetreut. »Ich fand ihn sehr beeindruckend, wenn ich ihn im Fernsehen gesehen habe«, sagt die Verwaltungsangestellte, »auch wenn er Meinungen hatte, die ich nicht unbedingt teile«.
Auch der Evangelische Kirchenkreis Paderborn würdigte das Wirken des Papstes. Er haben, so Superintendentin Anke Schröder, mit seinem Leben und Sterben das Evangelium Jesu Christi verkündigt und bezeugt. Durch sein Reden und Handeln habe er nicht nur die katholische Kirche geprägt, sondern auch das ökumenische Miteinander aller Christen, den Dialog der Religionen und das politische Geschehen in dieser Welt. Schröder: »Der Papst hat sich, als er nicht mehr sprechen konnte, durch sein Leiden mitgeteilt. Indem er den schweren Weg, den er zu gehen hatte, der Öffentlichkeit nicht vorenthalten hat, hat er uns alle ermutigt, unseren je eigenen Weg auf uns zu nehmen.«

Artikel vom 04.04.2005