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»Ein zerstörerischer Größenwahn«

Bauern-Protest gegen 33-Cent-Milch - »real«-Markt: einmalige Werbeaktion

Paderborn (he). In einer spontanen Aktion haben Milchbauern aus dem Kreis Paderborn am Samstag gegen den Milchpreis von 33 Cent pro Liter im »real«-Supermarkt protestiert.

Die Bauern kamen mit Treckern und Protestschildern, kauften rund 500 Liter Milch im Verbrauchermarkt und verschenkten sie an Kunden.
Ein solcher Dumpingpreis, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn Heinz Westkämper, sei unfassbar, da die Milchbauern selbst zurzeit nur 26 bis 30 Cent für den Liter Milch erhalten und damit rote Zahlen schreiben. Jeder Liter Milch müsse dann noch vom Hof abgeholt, abgefüllt, verpackt, transportiert und verkauft werden. Gesunder Menschenverstand sage, dass ein solcher Größenwahn, wie es das Unternehmen „real“ selbst nennt, zerstörerisch sei. Ein solcher Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel nutze auch den Verbrauchern nicht nachhaltig. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) spreche sich ausdrücklich gegen ein Verscherbeln von hochwertigen Nahrungsmitteln aus. Hohe Prozessqualität wie bei Milch und Milchprodukten müsse sich in kostendeckenden Preisen wiederfinden. »Wenn diese Strategie der Supermarktkette zum Prinzip des Lebensmitteleinzelhandels wird, bedeutet dies das Aus der heimischen Milcherzeugung«, erklärte Heinz Westkämper.
In einem Schreiben an die deutschen Bauernverbände hat die »real«-Geschäftsleitung sich heute zu den Vorwürfen geäußert, dass die einmalige Werbeaktion am Samstag der deutschen Landwirtschaft schade. Bei dem 33-Cent-Milch-Angebot handele es sich um eine einmalige auf einen Tag begrenzte Werbeaktion, in deren Zusammenhang auch weitere Produkte zu einmaligen Niedrigpreisen angeboten werden.
Ziel sei es hierbei auch, Verbraucher über einen einmaligen Niedrigpreis bei Milch für den Genuss eines gesunden Grundnahrungsmittels zu begeistern und vielen Kunden eine Freude zu bereiten.

Artikel vom 04.04.2005