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Die Edelsteinschleiferei lässt ihn nicht mehr los

Kurt Slaba machte sein Hobby zum Beruf

Von Horst-H. Griepenstroh
Pr. Oldendorf (WB). Steine haben in seinem Leben schon immer eine Rolle gespielt. Hantierte Kurt Slaba in jungen Jahren als Maurerlehrling mit Ziegelsteinen, so waren es später Halbedelsteine, denen sein gesteigertes Interesse galt. Diese Leidenschaft war so ausgeprägt, dass Slaba im Laufe der Jahre sein Hobby zum Beruf machte; er wurde Edelsteinschleifer. Inzwischen ist der Wahl-Pr. Oldendorfer Rentner.
Kurt Slaba vor einem Regal mit großen Achaten. Die Steine stammen aus Brasilien.Facettenschliff ist eine Herausforderung, auch beim Einsatz einer Facettenmaschine.Kurt Slaba bei der Arbeit. »Ebauschieren« nennt der Edelsteinschleifer den Vorschliff des Steines. Insgesamt sind vier Schleifvorgänge mit Körnungen zwischen 70 und 1 000 üblich.Fotos: Horst-H. GriepenstrohEine so genannte »Taube Nuss«, eine volle Druse, die keine Kristalle enthält.
Dennoch zieht es ihn immer wieder in seine Werkstatt, die er sich im Keller seines Hauses an der Straße »Am Osttor« eingerichtet hat. Hier sägt, schleift und poliert er Steine, die er entweder selbst in Steinbrüchen gefunden hat oder aber auch über den entsprechenden Fachhandel erwirbt. Bei Kunsthandwerkermärkten oder auch bei Trödelmärkten in der Umgegend ist Kurt Slaba dann zu finden. Dort bietet er seine Kostbarkeiten an.
Der Laie ahnt kaum, welch handwerkliches Geschick erforderlich ist, um aus dem Rohmaterial ein Schmuckstück zu fertigen. »Eine ruhige Hand, ein sicheres Auge, viel Geduld sowie jede Menge Erfahrung und eine gehörige Portion handwerkliches Geschick sind neben dem theoretischen Wissen über die Materie notwendig«, weiß Slaba. All dieses erwarb er sich neben seiner beruflichen Tätigkeit in einem Industriebetrieb - die einst begonnene Maurerlehre hatte er abgebrochen - in verschiedenen Kursen in Idar-Oberstein, dem Mekka der Edelsteinschleiferei in Deutschland. Etliche Jahre opferte der aus dem Sudetenland stammendende Mann, der später in Gevelsberg lebte, seine Urlaube für dieses Ziel.
Die Edelsteinschleiferei ist kein typischer Ausbildungsberuf, mit Ausnahme der Diamantenschleiferei. Vehement verfolgte Kurt Slaba sein Ziel, die Edelsteine ließen ihn nicht mehr los. Seine Hartnäckigkeit war schließlich von Erfolg gekrönt und es gelang ihm, sein Hobby zum Beruf zu machen, den er allerdings ausschließlich in seiner Freizeit neben seiner beruflichen Tätigkeit ausübt. Er richtete sich eine Werkstatt ein, meldete ein Gewerbe an, durchstreifte Steinbrüche, sägte, schliff und polierte Edelsteine. Später führte Kurt Slaba Kurse an der Volkshochschule durch, um sein Wissen weiterzugeben.
»Ein Schleifer lernt nie aus«, erklärt er. Schließlich sei jeder Stein anders und selbst in sich könne ein Stein unterschiedliche Strukturen und Härten aufweisen. Schließlich handele es sich hier um ein natürliches Material. Doch das mache die Angelegenheit ja so interessant. »Jeder Schliff ist eine besondere Herausforderung. Ein kleiner Fehler in der Schlussphase kann die Arbeit von Tagen zunichte machen«, weiß der Edelsteinschleifer aus eigener Erfahrung, denn Lehrgeld hat er ausreichend bezahlt in all den Jahren. »Und auch heute noch geht hin und wieder mal etwas schief. Das gehört in diesem Beruf halt dazu.«
Diamanten, die härtesten Steine überhaupt, hat Kurt Slaba nie geschliffen. Diamanten benutzt er nur als Werkzeug, mit ihnen bearbeitet er seine Steine.
Zunächst wird das Rohmaterial in Blöcke gesägt, an der Schleifmaschine schließlich geformt und poliert, wobei die Arbeitsgänge hier recht unterschiedlich sein können. Das kommt auf das Material an und auch darauf, was daraus entstehen soll. Scheiben oder Anhänger für für Ketten formt er auf diese Weise.
Eine ganz besondere Herausforderung ist der Facettenschliff. »Das ist eine ganz andere Technik«, beschreibt Slaba mit glänzenden Augen diese Tätigkeit, die höchste Konzentration erfordert und die nur erfahrene Schleifer beherrschen. Hier nimmt er dann gelegentlich auch seine Lupenbrille zur Hand, damit die Facetten später auch absolut gleichmäßig sind. Doch es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, wenn der Stein schließlich nach stundenlanger Arbeit im Licht funkelt.
In Pr. Oldendorf lebt Kurt Slaba mit seiner Frau seit zwei Jahren. Kuraufenthalte führten die Familie in der Vergangenheit mehrfach in das Haus Annelie und schon bald war klar: »Hier wollen wir einmal unseren Lebensabend verbringen«. Die reizvolle Landschaft, die gute Luft und nicht zuletzt die netten Menschen haben es den Slabas angetan, die sich in ihrem Haus in Pr. Oldendorf recht wohl fühlen und hier inzwischen eine Menge Freunde gefunden haben.

Artikel vom 02.04.2005