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Landwirte und Polizei
setzen auf Sicherheit

Einzigartiges Projekt: Reflektorstreifen nachrüsten

Steinhagen/Kreis Gütersloh (anb). Die landwirtschaftlichen Organisationen und Institutionen im Kreis Gütersloh und die Kreispolizeibehörde starten jetzt ein Projekt, das auch im weiteren Umkreis seinesgleichen sucht. 200 Rollen Reflektorstreifen spielen dabei eine besondere Rolle, denn es geht um die Sicherheit der mitunter großen und langen landwirtschaftlichen Fahrzeuge.

Sehen und gesehen werden, das ist oberste Devise im Straßenverkehr: Die reflektierenden Kunststoffstreifen sollen seitlich an Zugmaschinen, Anhängern und Gerätschaften angeklebt werden, um in der Dämmerung und Dunkelheit die Gespanne frühzeitiger und deutlicher für andere Verkehrsteilnehmer sichtbar zu machen. »Wenn durch diese einfache Maßnahme nur ein Unfall verhindert werden kann, dann hat sich die Aktion schon gelohnt«, erklärte der Brockhagener Landwirt und Lohnunternehmer Gerhard Goldbecker am Freitag, als das Projekt auf seinem Hof vorgestellt wurde.
In der Tat war es ein tragischer Anlass - der schreckliche Unfall in Werther im vergangenen Herbst, bei dem ein Kind starb -, der Polizeihauptkommissarin Ellen Haase nachdenklich werden ließ, ob denn ungeachtet aller gesetzlichen Vorschriften die Sicherheitsvorkehrungen an landwirtschaftlichen Fahrzeugen ausreichend seien. Das Gespräch mit einem Landwirt aus Rheda-Wiedenbrück brachte sie dann auf die Idee mit den reflektierenden Konturstreifen. Ein Neusser Unternehmen stellt sie in Hightech-Qualität her. Möglichst tief, nämlich in Scheinwerferhöhe von Pkw angebracht, machen sie dem Autofahrer deutlich, dass hinter der landwirtschaftlichen Zugmaschine noch mehr hängt. Denn in der Dunkelheit ist das mitunter nicht zu erkennen, weiß Ellen Haase.
Die Statistik spricht eine traurige Sprache: 79 Unfälle mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen hat es 2003 und 2004 im Kreis gegeben, bei denen 31 Menschen verletzt und drei getötet wurden. »Und einige dieser Unfälle haben sich in den Dämmerungs- oder Abendstunden ereignet«, sagt die Verkehrssicherheitsexpertin. »Wir müssen hier eine Sicherheitslücke auf privater Ebene schließen«, findet Arnold Weßling, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.
Bis zum Spätsommer, wenn im August und September in der Erntezeit besonders viele landwirtschaftliche Fahrzeuge auch noch abends und nachts unterwegs sind, wollen Landwirtschaftskammer, Landwirtschaftlicher Kreisverband, Lohnunternehmerverband und Betriebshilfsdienst möglichst viele Landwirte für die Aktion gewonnen haben, steckte Ulrich Bultmann, Kreisgeschäftsführer der Landwirtschaftskammer das Ziel ab. Ganz kostenlos ist die Aktion allerdings nicht: 30 Euro kosten eine Rolle Konturstreifen (ausreichend für ein Zugfahrzeug mit zwei Anhängern) plus ein roter Streifen fürs Fahrzeugheck. Der Preis indes ist schon vergünstigt dank der finanziellen Unterstützung durch den Kreis und die Verbände. Von Montag an sind die Streifen im Haus des Bauern, in der Geschäftsstelle der Landwirtschaftskammer in Halle-Hörste und auf dem Hof Goldbecker erhältlich. Vorschrift sind die Streifen nicht: »Aber eine Gesellschaft braucht Menschen, die mehr tun, als sie tun müssen«, meint Ellen Haase. Mit wenig Aufwand könne viel erreicht werden, betont auch Vize-Landrätin Elke Hardieck.

Artikel vom 02.04.2005