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Von Wolfgang Braun

Höxteraner
Aspekte

Fernab vom Feinstaub


Mit Macht meldet er sich jetzt endlich: Nach langer Winterstarre hat der Frühling das Regiment ergriffen. Das Wochenende, das vor uns liegt, wird mit annehmbaren Temperaturen aufwarten und die Menschen zu Ausflügen animieren. Bei aller berechtigter Klage über die unzureichende Verkehrsanbindung der Region - da weiß man mal wieder, wie schön wir es hier haben, in welch einer gesegnet schönen Landschaft wir hier im Kulturland Kreis Höxter leben.
Bei uns liegen die Naherholungsgebiete direkt vor der Haustüre und lohnende Ausflugziele in unmittelbarer Nachbarschaft. Ohne lange Anfahrten sind wir im Grünen, können Radfahren, Spazierengehen, Wandern, können die hervorragenden Kulturangebote genießen, beispielsweise einen Besuch der Ausstellung »Brücken über die Zeit« im Schloss Corvey verbinden mit einem Spaziergang an der Weser. Wer es kann, der sollte den hohen Freizeitwert unserer Region auch nutzen.
Wie wenig selbstverständlich frische und gesunde Luft ist, wird einem gerade in den letzten Tage wieder bewusst, in denen die Diskussion um die hohe Unweltbelastung in Großstädten und Ballungsräumen hohe Wellen schlägt: Das Reizthema »Feinstaub« erregt die Gemüter. Zu recht. Und eigentlich nicht erst seit heute. Denn die winzigen Partikel, aus denen sich der Ruß von Dieselmotoren ebenso zusammensetzt wie der Abrieb von PKW- und LKW-Reifen oder das, was die Filteranlage von Industrieanlagen verlässt, sind Verursacher unter anderem von im schlimmsten Fall tödlich verlaufender Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankung oder Lungenkrebs. Seit 1999 liegt eine EU-Richtlinine vor, die im Bundstag und Bundesrat auch gehorsam und einstimmig von allen Parteien abgenickt wurde. Jetzt nach sechs Jahren tritt sie in Kraft: Höchstens an 35 Tagen im Jahr darf der Grenzwert von 50 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft überschritten werden. Bekanntlich haben - was zu erwarten war - schon einige Großstädte dagegen verstoßen.
Wir leben im idyllischen Kulturland Kreis Höxter - was die Feinstaubbelastung selbst angeht - zwar auf der Insel der Seligen. Doch das Thema ist für jeden, wenn er ein Auto mit (derzeit noch) recht preisgünstigen Diesel fährt, genauso brisant. Die Gefährlichkeit des Schadstoffausstosses von ungefilterten Dieselmotoren ist seit längerem bekannt. Und: Sonntagsfahrverbote für Dieselkraftfahrzeuge ohne Rußfilter in hochbelasteten Städte betreffen in einer mobilen Gesellschaft jeden.
Dass solche Fahrverbote nur eine Bankrotterklärung sein können, ist klar. Andererseits machte fast jeder, der sich 2004 einen Diesel-Neuwagen mit Partikelfilter kaufen wollte, die Erfahrung, dass er Lieferfristen in Kauf nehmen musste, bei denen er es nicht mehr für möglich hielt, dass die Autobranche Absatzschwierigkeit haben könnte. Ein halbes Jahr konnte da schon zwischen Bestellung und Lieferung ins Land gehen, weil die Industrie mit der Fertigung von Rußfiltern nicht nach kam. Das schreckte viele Käufer ab. In Frankreich beispielsweise gab es diese Probleme nicht.
Davon sollte man sich aber das sicherlich schöne kommende Wochenende und den Weißen Sonntag nicht vermiesen lassen.

Artikel vom 02.04.2005