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Erstkommunion in andächtiger Stille

Tod des Papstes prägt den Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche - Aufruf zur Freude

Von Hartmut Horstmann
Vlotho (VZ). Abschied und Anfang zugleich: An dem gleichen Wochenende, an dem der Papst starb, feierten in der Vlothoer Heilig-Kreuz-Gemeinde Kinder das Fest der Erstkommunion.

Ein Bild des Papstes in der Kirche, mit einem schwarzen Balken durchzogen, dazu Kerzen, die Kirchgänger angezündet hatten: Die etwa 1900 Katholiken in Vlotho trauern. Auch beim Kommunionsgottesdienst wurde dies deutlich. »Es herrschte in der Kirche eine Stille und Andacht, wie ich sie selten erlebt habe«, sagt Christa Stausberg, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Dabei müsse man berücksichtigen, dass die Kirche auf Grund der Erstkommunion »rappelvoll« gewesen sei.
Pfarrer Konrad Kobinski ging im Gottesdienst auf den Tod des Papstes ein und zitierte vor den Kommunionskindern den Satz des sterbenden Johannes Paul II: »Ich bin froh, seid Ihr es auch.« Seit Jahren habe die Welt gewusst, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche von Krankheit gezeichnet sei, so der Pfarrer, der den Papst auch hier als Vorbild begreift: »Er hat der ganzen Welt gezeigt, dass Leben und Tod zusammengehören.«
Bereits seit Tagen war die katholische Kirche in Vlotho zu einem Ort geworden, den Menschen aufsuchten, um innezuhalten und an den sterbenden Papst zu denken. Christa Stausberg selbst war am Samstag in Paderborn, als sie am Abend die Nachricht vom Tod Johannes Pauls II. vernahm. Die Kirchenglocken läuteten, sofort habe der Erzbischof einen Gottesdienst abgehalten, so Stausberg, die von den Eindrücken überwältigt war. 700 Leute hätten sich spontan im Paderborner Dom eingefunden. Ganz wichtig: »Viele junge Menschen waren darunter«, betont die Pfarrgemeinderatsvorsitzende aus Vlotho. Die Eindrücke seien bewegend und trostreich zugleich gewesen: »Auch wenn man weiß, dass der Tod unmittelbar bevorsteht - man trauert doch.«
Was Christa Stausberg an Johannes Paul II. besonders geschätzt hat? Eine Menge fällt der 63-Jährigen ein. Vor allem sei der Papst ein »durch und durch glaubender Mensch« gewesen, jemand, der sich nie dem Zeitgeist gebeugt habe. Seine mutige Kritik am Irak-Krieg von George Bush bleibt in positiver Erinnerung, sein Besuch einer Moschee setzte Zeichen für die katholische Kirche. Und dann das, was Stausberg in Paderborn erlebte: »Es ist ein Phänomen. Die Jugend der Welt hat ihn verehrt.«

Artikel vom 04.04.2005