01.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einfach ein umschwärmter Planet

Jupiter-Opposition im Frühlingsdreieck - ferne Galaxien gut zu erkennen

Von Reinhard Wiechoczek
Paderborn (WB). Das Frühlingsdreieck konstruiert sich aus dominanten Eckpunkten: Der Hauptstern der Jungfrau heißt Spica und erscheint in 260 Lichtjahren Ferne unter der Helligkeit von 1m. Alpha-Stern des Bootes ist Arcturus, 0.0m hell und Regulus im Löwen steht fast genau auf der Ekliptik, 1.4m lichtstark.
Der Sternenhimmel im Monat April. Je nachdem, welche Optik man beim betrachten des Himmels verwendet, kann man im aktuellen Frühlingsdreieck ungezählte ferne Galaxien entdecken. Und stets ist unser »blauer« Planet umschwärmt, und zwar Anfang des Monats von den Virginiden-Sternschnuppen.
Je nach Leistung verwendeter Optik erkennt man in dem Dreieck ungezählte ferne Galaxien. In diesem Jahr schmückt das Dreieck zusätzlich der größte aller Planeten, Jupiter, in hellstem Oppositionsglanz von -2.5m. Am 3.4. steht Jupiter der Sonne exakt gegenüber (Opposition), die Entfernung zur Erde ist mit 667 Mio. Kilometern die kürzeste im Jahreslauf. Indem die flinkere Erde am Jupiter auf der inneren Bahn vorbeizieht, erscheint die langsamere Jupiterbewegung rückwärts gerichtet, das heißt rückläufig, so wie bei jedem beliebigen Überholvorgang verschieden schneller Fahrzeuge.
Ist Jupiter Planet der gesamten Nacht, steht Saturn, 0.2m hell, viel weiter westlich in den Zwillingen, geht aber erst spät in der zweiten Nachthälfte unter. Mars belebt den Morgenhimmel, bis zu 0.6m hell, wandert am 27.4. aus dem Steinbock in den Wassermann.
Die Sonne wechselt am 18.4. um 20.00 Uhr aus den Fischen in den Widder und verzeichnet im Laufe des Monats einen Deklinationsgewinn von +4,5 Grad bis auf +14,7 Grad nördlichen Äquatorabstands. Das führt zu einem Mondlauf mit dem Letzten Viertel am 2.4. um 2.50 Uhr im Schützen, Neumond ist am 8.4. um 22.32 Uhr in den Fischen, gefolgt vom Ersten Viertel am 16.4. um 16.37 Uhr in den Zwillingen, der Vollmond am 24.4. (12.06 Uhr) residiert in der Waage.
Die Milchstraße verblasst zunehmend in den heller werdenden Nächten, schlägt einen sanften Bogen vom hellen Sirius am Südwesthorizont, aufsteigend zu den Zwillingen im Westen, hin zum Fuhrmann und weiter zur Cassiopeia im tiefen Nordwesten, über Cepheus bis zum zirkumpolaren Deneb, dem Hauptstern des Schwans am Nordhorizont. Allmählich löst sich Wega vom Nordosthorizont, lenkt den Blick zum Kopf des Sternbilds Drache, das sich um den Kleinen Wagen mit Polaris schlängelt. Unaufhaltsam ergreift der Große Wagen Besitz von der Zenitregion. Den tiefen Süden markiert das ausgedehnte Bild der Wasserschlange mit dem roten Riesen Alphard in 90 Lichtjahren Distanz. Während Herkules bereits komplett die Himmelsbühne bertritt, Bootes und die kleine charakteristische Nördliche Krone den östlichen Frühlingshimmel signieren, findet im Westen endgültig die Verabschiedung des Winters statt, Orion, Stier und Widder tauchen ab. Versierte Sternfreunde wissen natürlich, dass sich eine solche Behauptung nur auf den Abendhimmel bezieht, denn in der späten Nacht sieht man manches aus allen Jahreszeiten als Ergebnis zweier Bewegungen, der täglichen Rotation um die Erdachse und der jährlichen Revolution um die Sonne.
Und stets ist unser Planet umschwärmt, Anfang April von den Virginiden-Sternschnuppen, vom 12. bis 24.4. von den bis zu 50km pro Sekunde schnellen Lyriden, um den 17.4. auch von den Sigma-Leoniden.

Artikel vom 01.04.2005