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»Ich will was von der Welt sehen«

Anne Spittenarend (18) wird von der Gütersloher Gehring-Stiftung gefördert

Von Amrei Horstbrink
Rietberg-Neuenkirchen (WB). »Elite? Nein, so würde ich uns nicht bezeichnen«, wehrt Anne Spittenarend ab. Die 18-jährige Schülerin des Nepomucenums nimmt am Förderprogramm der Gütersloher Werner-Gehring-Stiftung teil. Sie ist eine von 19 Gymnasiasten aus OWL, die für die zweite Runde der Begabten-Akademie vorgeschlagen wurden.

Im vergangenen Jahr hatte die Neuenkirchenerin zusammen mit 60 anderen Schülern das Vorlauf-Seminar absolviert. Die Besten dürfen nun an der Fortgeschrittenen-Akademie zum Thema »Integrationsprozesse in Europa« teilnehmen. »Ich habe sofort zugesagt«, berichtet die hochgewachsene junge Frau. »Schließlich hat mir schon die erste Akademie super gefallen.«
Alle Teilnehmer seien sehr motiviert. »Da entstehen interessante Diskussionen wie von selbst.« Die Stimmung sei viel lockerer als in der Schule. »Wir stehen ja nicht unter Leistungsdruck«, erzählt die Zwölftklässlerin und fügt hinzu: »Das liegt vor allem an Professor Gilroy.« Der Amerikaner ist an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Paderborn tätig. Als Leiter der Akademie 2005 will er den Schülern die grundlegenden Vorraussetzungen der europäischen Wirtschaftsintegration deutlich machen. »Der ist immer gut gelaunt«, erzählt Anne Spittenarend begeistert.
Die Verbindung von wirtschaftlichen und kulturellen Themen findet sie ohnehin interessant. Nicht umsonst hat sie Sozialwissenschaften als Leistungskursus gewählt. Ihr anderer LK ist Französisch. »Ich will später auf jeden Fall viel reisen. Was von der Welt sehen«, sagt die Schülerin entschlossen. Neuenkirchen sei zwar schön, aber ihr ganzes Leben wolle sie keinesfalls in dem Rietberger Ortsteil verbringen.
Erstmal geht es jedoch nicht in die große weite Welt, sondern nach Paderborn. Dort finden die monatlichen Treffen der Fortgeschrittenen-Akademie statt. International ist zumindest die Diskussionssprache Englisch. »Wenn man mal eine Vokabel nicht weiß, ist das auch kein Problem. Das sagt man dann halt auf Deutsch.« Schließlich spreche Professor Gilroy auch öfters eher »Denglisch«.
Den Höhepunkt der Akademie bildet im Juni eine viertägige Fahrt nach Brüssel. Dort werden die Ostwestfalen mit belgischen Schülern über die innereuropäischen Integrationsprozesse, aber auch über die Beziehung zwischen Europa und den USA diskutieren. »Da wir ja unter dem Titel ÝHochbegabtenförderungÜ anreisen, haben wir natürlich schon einen gewissen Anspruch an uns«, berichtet Anne Spittenarend.
Ansonsten halte sie diese ganze »Elite-Diskussion für sinnlos«. Jeder habe doch einen Bereich, in dem er besonders gut sei. »Sport zum Beispiel ist überhaupt nicht mein Fall«, meint die Tochter eines Kraftfahrers. Lieber trifft sie sich mit Freunden zum Picknicken oder spielt Klavier. Auch beim Musizieren arbeitet Anne Spittenarend zielgerichtet. »Alla Turcka« von Mozart, das zu können, sei ihr nächstes Etappenziel.

Artikel vom 01.04.2005