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Fünf kleine Mädchen missbraucht

Trotzdem kommt Yusuf A. nach einem Geständnis mit drei Jahren davon

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Jeder »normale« Mensch wird Yusuf A. (30) wahrscheinlich als Schwein bezeichnen. Er hat fünf Mädchen in teilweise übelster Weise sexuell missbraucht. Sein jüngstes Opfer war sechs, das älteste Kind zehn Jahre alt. Trotzdem kommt der Täter mit einer vergleichsweise milden Strafe von nur drei Jahren davon.

Der Angeklagte ist verheiratet und hat selbst zwei Söhne. Doch sowohl vor als auch während seiner Ehe verging er sich immer wieder an kleinen Mädchen, mit deren Müttern er zeitweilig liiert war. Staatsanwältin Katja Gusek listet zwischen 1996 und 2004 insgesamt 31 Fälle auf - vermutlich waren es weitaus mehr. Erst als sich im Sommer vergangenen Jahres die sechsjährige Janine ihrer Patentante anvertraute, kamen nach und nach auch die anderen Taten ans Licht.
»Das sind alles Lügen«, ereiferte sich Yusuf A. gestern im Gerichtssaal. Kinderpsychologin Helga Feyerabend hielt die Aussagen der Kinder allerdings für absolut glaubwürdig. Ein »Komplott« von fünf minderjährigen Opfern dürfte unwahrscheinlich sein. Trotzdem leugnete der Täter beharrlich. Erst als Richter Stefan Schäfer ihm ein »Angebot zur Güte« unterbreitete, um den Kindern eine Aussage vor Gericht zu ersparen - drei Jahre bei einem Geständnis, sonst das Doppelte -, ließ A. über seinen Anwalt eine Erklärung abgeben: Die Anklagevorwürfe seien zwar teilweise übertrieben, im Prinzip aber richtig.
Von Reue indes keine Spur. Eine der im Saal anwesenden Mütter giftete er an: »Warte nur, wenn ich wieder rauskomme...«. Und bei guter Führung könnte das schon nach zwei Jahren der Fall sein.
Opferanwältin Anja Brauckmann sprach in ihrem Plädoyer von »verachtungswürdigen Taten«, dass der Angeklagte den Kinder eine Aussage erspart habe, müsse jedoch honoriert werden.
Yusuf A., der Schweißer gelernt und zuletzt als Müllwerker bei der Stadt Paderborn gearbeitet hat, ist vielfach vorbestraft, allerdings nicht wegen Sexualdelikten. Zuletzt verbüßte eine 18-monatige Haftstrafe wegen Drogenhandels. Erst im Juli 2003 war er aus dem Gefängnis entlassen worden.

Artikel vom 01.04.2005