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240 Jahre Backtradition vereint

Obermeister Karl-Josef Wibbeke übergibt Betrieb an »Bogenbäcker«

Von Rüdiger Kache (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Wenn zwei »Hundertjährige« sich entschließen, ihre Tradition und die Rezepte aus der guten, alten Zeit zu vermengen, kann eigentlich nur etwas Starkes und Zukunftsorientiertes dabei herauskommen. Am Montag, 4. April, übergibt Bäcker-Innungsobermeister Karl-Josef Wibbeke (65) seinen 1899 im Riemeke gegründeten Betrieb an Dietrich Honervogt (51), der die 1872 gegründete Bäckerei am Bogen in vierter Generation führt.

Zusammen blicken sie auf fast 240 Jahre Bäckertradition und »Dienst am Kunden« zurück. Generationen von Paderbornern haben bei Wibbeke oder beim »Bogenbäcker« frische Brötchen, das beliebte »Paderborner« oder den prämierten »Goldstollen« gekauft. »Und als ich mich mit Erreichen der Altersgrenze ohne Nachfolger aus der Familie entschloss, mich aus dem Berufsleben zurück zu ziehen, war ich froh, in Dieter Honervogt den richtigen Partner gefunden zu haben«, weiß Karl-Josef Wibbeke seine Backstube in guten Händen.
Josef Wibbeke eröffnete 1899 in der Fürstenbergstraße 30 seine erste eigene Bäckerei. Schon bald wurde das Grundstück Ecke Imadstraße/Fürstenbergstraße erworben und 1907 wurde das Domizil mit Backstube und Ladenlokal bezogen. Bei dem Bombenangriff am 27. März 1945 wurde das Haus bis auf die Grundmauern zerstört und es dauerte zwei Jahre, bis der älteste Sohn Wilhelm den Backofen wieder anheizen konnte.
Im April ging der Enkel des Gründers, Karl-Josef, in dritter Generation in die Lehre beim Vater und später nach Münster und Stuttgart, um Konditor zu werden. 1965 folgte die Meisterprüfung, eine Familie wurde gegründet - und die Innung »angelte« sich den Meister: als Vorsitzenden des Gesellenprüfungsausschusses, seit 1987 als stv. Obermeister und seit 1995 als »Chef«.
Für den auch kommunalpolitisch im Rat aktiven Dietrich Honervogt (15 Mitarbeiter) sind es die Übernahme eines renommierten Betriebes und die Chance, einen weiteren Schritt nach vorn zu machen, der ihn mit Wibbeke handelseinig werden ließ. Nach »Bogen« und Filiale Dörenmarkt wird es das dritte Standbein.
»Meine Rezepte lasse ich natürlich in der Backstube«, verspricht Karl-Josef Wibbeke. »Und wenn es eng wird, komm ich gerne runter und packe mit an.« Zunächst aber will er mit seiner Frau Margret Radtouren unternehmen und die HO-Modelleisenbahn wieder flott machen. »Für Hobbys hat man als Bäckermeister kaum Zeit, wenn man um 3 Uhr nachts mit dem Tagewerk beginnen muss.«
Morgen, Samstag (11 bis 13 Uhr) wollen Karl-Josef Wibbeke und Dietrich Honervogt den »Generationswechsel« mit einem kleinen Empfang vor dem Geschäft für Nachbarn und Freunde feiern.

Artikel vom 01.04.2005