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»Auf dem Weg
nach Emmaus«

Heimatverein pflegt christlichen Brauch

Rheda-Wiedenbrück (de). Der Emmausgang ist ein christlicher Brauch. Er erinnert an die allererste Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Christus. Die Jünger trafen ihn auf dem Weg zu dem Ort Emmaus. Abends luden sie ihn in ihre Herberge ein, und Jesus gab sich ihnen zu erkennen. Der Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg pflegt die christliche Tradition seit Menschengedenken. Der Emmausgang gehört zu den Höhepunkten des Heimatjahres.

Ostermontag waren mehr als 50 Männer und Frauen »auf dem Weg nach Emmaus«. Und das im übertragenen Sinn. So wie die Jünger im Erscheinen Jesu den Neuanfang der Welt erlebten, schauten die Heimatfreunde in das, was der Herrgott den Menschen in jedem Jahr wieder schenkt, den Neuanfang, das Erwachen der Natur. Die Ziele lagen im stark religiös geprägten Delbrücker Land mit seinen vielen christlichen Wegmarken, stattlichen Kirchen, schutzbietenen Kapellen und zur Andacht ermunternden Heiligenhäuschen.
Dort, wo die Heimatfreunde am Ostermontag wanderten, da war Alfons Brielmann schon eine Woche vorher unterwegs gewesen. Auf dem Fahrrad erkundete er das Gebiet und legte die Fahrt- und Wanderstrecke fest. Per Omnibus erreichten die Ausflügler Rietberg. Von der Mühle aus, ging es zu Fuß dann der Ems entlang in Richtung ihrer Quelle. Natur in Reinform präsentierte sich den Augen. Die Wiesen und Äcker zeigten sich im grünen Kleid. Wildgänse zogen ihr Bahn, Kiebitze vollführten über den Wiesen ihren Hochzeitstanz. Aus den kleinen Baumgruppen war das »Tacktack« der fleißigen Spechte zu hören. Lerchen wagten jubilierend die ersten Höhenflüge. Hasen, auch auf Freiersfüßen, hoppelten aufgeregt in die nächste Deckung. Eine Rotte Rebhühner flog auf, ging aber bald nieder: »Gefahr vorbei«. Wenn es ganz still in der freien Natur war, hörte man vom nahen Hof Hundegebell. Die Bauersfamilie wusste, da kommt wer.
Die erste Wegstrecke führte bis Nadermanns Tierpark. Dort wartete das Fahrzeug, um die Heimatfreunde in die Bauerschaft Ostenland in Delbrück zu bringen. Der Seglingshof war das Ziel, das die Organisatorinnen, Berni Brielmann und Katharina Korsetzke, ausgemacht hatten. In einem stilvollen Fachwerkhaus, inmitten einer mächtigen, intakten Hofanlage, nahmen die Besucher Platz und konnten sich an einem reichen Bufett bedienen. Die Bauersfamilie, die schon bei Ankunft alle persönlich begrüßt hatte, bewies, was westfälische Gastfreundschaft heißt. Als die Heimatfreude von dem Hof aus zur letzten Fußstrecke aufbrachen, bot sich ihren Blicken eine geschwungene, bis an den Horizont reichende Weidenlandschaft dar. Darauf grasten, den leichten, warmen Regen offenbar genießend, Schafe und Pferde; eine wahrhaft biblische Szene des Friedens.

Artikel vom 01.04.2005