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Junge Leute in Not

Lage des Ausbildungsmarktes ist angespannt

Von Michael Diekmann
Kreis Gütersloh/Bielefeld (WB). Zwölf Prozent weniger Lehrstellen, zwölf Prozent mehr Bewerber: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist weiter angespannt, das System steht unter erheblichem Druck. Dabei kommt der Kreis Gütersloh noch vergleichsweise glimpflich davon.

Im Bereich der Geschäftsstelle Gütersloh (Gütersloh, Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz, Langenberg, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Verl und Versmold) stehen 1438 noch unversorgten jungen Menschen nur 260 freie Lehrstellen gegenüber. Dr. Armin Barthel, stellvertretender Leiter der Bielefelder Agentur für Arbeit: »Die Situation ist in Bielefeld noch deutlich ungünstiger als im Gütersloher Kreisgebiet, obwohl das regionale Gefälle innerhalb von NRW ohnehin schon gegen Ostwestfalen spricht.«
Gleichzeitig bedanken sich die Verantwortlichen der Agentur für Arbeit bei der Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer. Barthel: »Ohne sie und den Ausbildungspakt überhaupt sähe es noch deutlich schlechter aus.« Mit Anrufaktionen waren in den vergangenen Wochen zusätzliche Lehrstellen akquiriert worden, auch konnten 200 Praktikantenplätze für die berufliche Erstorientierung EQJ erreicht werden.
Aber: Um den Bewerberüberhang abbauen zu können, werden zum Sommer weitere Ausbildungsstellen in allen Wirtschaftsbereichen benötigt. Die Nachfrage nach Berufen in Handel, Industrie und Dienstleistung ist besonders gefragt. Während im Baubereich (minus 34 Prozent) und Bürobereich (minus 15) das Angebotsminus sehr groß ist, stieg die Zahl der Stellen in Gästebetreuung, Hauswirtschaft und Reinigung.
Zusammen mit Partnern legt die Arbeitsagentur auch weiter besonderen Wert auf flankierende Maßnahmen, schreibt die 2004 begonnenen Aktionen bis 2006 fort, um jungen Menschen ohne Lehrstelle oder sogar ohne Schulabschluss neue Wege zur Ausbildungsreife zu ebnen. Die Hälfte der berufsvorbereitenden Maßnahmen sollen Praktikumsstellen sein. Die Suche nach Trägern fällt, so Barthel, aber zunehmend schwerer, weil Interessenten an Praktika mittlerweile aus allen Sparten des Berufslebens von der Grundqualifikation bis zum Studium kommen.

Artikel vom 01.04.2005