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Der Biologe Christian Venne von der Biologischen Station Hövelriege appelliert, Hunde nur angeleint durch die Moosheide zu führen. Außerdem sollen sich die Reiter nur auf den ausgeschilderten Reitwegen bewegen. Foto: Axel Langer

Erholungswert
bringt auch
Probleme

Naturschutzgebiet Moosheide

Hövelhof (al). Am westlichen Rand des Truppenübungsplatzes Senne liegt zwischen Stukenbrock und Hövelhof das Naturschutzgebiet Moosheide. Auf einer Fläche von 440 Hektar finden sich typische Lebensräume für viele interessante Pflanzen und Tieren der Senne. Der Wechsel von Dünen und Tälern, von Heideflächen und Kiefernwäldchen, von Feuchtwiesen und Sandäckern macht aus dem Naturschutzgebiet rund um die Emsquellen ein attraktives Ausflugsgebiet. Dieser Erholungswert des Gebietes bringt auch Probleme mit sich.

»Besucher sind in der Moosheide ausdrücklich erwünscht. Wir veranstalten ja selber auch Exkursionen und Führungen in diese geschützte Kulturlandschaft. Und eine große Mehrheit der Wanderer hält sich vorbildlich an die Regeln, aber einige Besucher setzten sich über Vorschriften hinweg«, so Christian Venne, Biologe der Biologischen Station Hövelriege, die die Moosheide betreut. Durch die günstige Verkehrsanbindung erwandern zahlreiche Zeitgenossen den einmaligen Landschaftscharakter der Moosheide.
»Gerade jetzt im Frühjahr bringt der große Besucherandrang einige Probleme mit sich«, berichtet Christian Venne. »Zur Zeit beginnen die ersten Vögel mit dem Nestbau und Anfang April werden die Eier gelegt.« Unter den Vögeln sind beispielsweise so seltene Arten wie die Heidelerche, der Baumpiper oder die Goldammer. »Besonders die Heidelerche ist sehr gefährdet. In ganz Nordrhein-Westfalen existieren noch 750 Brutpaare, davon mit etwa 250 Brutpaaren rund ein Drittel in der Senne«, weiß Fachmann Venne. »Hier fällt uns eine große Verantwort für den Erhalt dieser Art zu.« Besonders problematisch wird es, wenn Hunde nicht angeleint werden. »Heidelerchen bleiben auch bei Gefahr auf ihrem Nest sitzen, sie vertrauen voll und ganz ihrer Tarnung, so dass frei umherlaufende Hunde möglicherweise nicht nur das Gelege zerstören, sondern auch gleich ein Elterntier erwischen«, so Venne. Er appelliert deshalb an die Vorbildfunktion der Hundeführer: »Ich bitte Besucher darum, ihre Hunde nicht frei laufen zu lassen und nicht die Wanderwege, zum Beispiel des Naturkundlichen Lehrpfades, zu verlassen.« Der Biologe kann von Fällen berichten, in denen Gruppen in dem Naturschutzgebiet über Tage hinweg gelagert haben und in der Folge sind Jungvögel in unmittelbarer Nähe verhungert, da die Altvögel die Jungen nicht füttern konnten.
Ein weiterer problematischer Punkt sind Reiter. Eine Reihe von Pferdeliebhabern verlässt die ausgezeichneten Wege und beschädigen so die Wanderwege, einige reiten sogar durch die offene Flur und gefährden hiermit am Boden brütende Vögel wie die Heidelerche. »Früher herrschte in der gesamten Moosheide ein Reitverbot, heute versuchen wir die Reiter auf beschilderten Reitwegen durch die Moosheide zu leiten. Wir arbeiten hier eng mit den örtlichen Reitvereinen zusammen und haben dabei sehr gute Erfahrungen gemacht«, erläutert Christian Venne. Leider halten sich aber nicht alle Reiter an die Regeln. Auch hier appelliert Venne an die Vernunft der Reitfreunde. »Nur durch Rücksicht kann das empfindliche Gebiet der Moosheide auch künftig in seiner Schönheit und Vielfalt erhalten werden.«

Artikel vom 31.03.2005