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Harald Juhnke Star beim City-Treff

Erinnerungen an den Sinatra mit Berliner Schnauze

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). »Barfuß oder Lackschuh, Sekt oder Selters?« - Für Harald Juhnke, den größten deutschen Entertainer der Nachkriegszeit, stellten sich diese Fragen nur selten. Er entschied sich stets für den Lackschuh und meistens für den Sekt. Gestern starb er nun 75-jährig in einem Krankenhaus bei Berlin. Juhnke besuchte Gütersloh dreimal. BfGT-Chef Norbert Morkes kannte ihn und erinnert sich.

»Vor 21 Jahren«, berichtet Morkes, »kam er nach Gütersloh zum City-Treff. Schon damals war er ein ganz Großer.« Der frühere Konzertagent hatte ihn zusammen mit der Werbegemeinschaft nach Gütersloh gelotst. Mit ihm wurde das Stadtfest zu einem vollen Erfolg: 300 000 (!) Besucher sahen am 19. Mai 1984 einen Harald Juhnke, der mit dem Magier »Brunetti« auf der Bühne zauberte, der mit einem Oldtimer durch die Innenstadt fuhr und Hunderte von Autogrammen kritzelte, der beim Aerobic-Kurs mitmachte, der sich bei einer Talk-Runde den unzähligen Fragen des Moderators stellte, und der in der Volkshochschule mit Gütersloher Bürgern über sein aufregendes Promi-Leben plauderte. Und dieser Juhnke, der sein Publikum mit einer einmaligen Mischung aus Witz, Schnoddrigkeit und Nonchalance immer wieder begeisterte, war in Gütersloh ein Star zum Anfassen. »Harald wirkte früher bescheiden. Er war zurückhaltend und er war einfach nicht der Angriffstyp, der sich in Szene setzen musste«, erzählt Norbert Morkes, der mehr als zehn Jahre lang den City-Treff (1976 bis 1987) federführend mitorganisiert hatte.
Die Gütersloher »Stadtfest-Macher« mussten schon damals für den »deutschen Frank Sinatra« 20 000 Mark auf den Tisch blättern. »Ich weiß noch genau«, erinnert sich Morkes, »die Verhandlungen mit seinem Management zogen sich über Wochen hin. Bis er schließlich kurz vor dem Fest sein Okay gab.« Von der Autobahnabfahrt in Spexard habe man ihn zusammen mit seinem Agenten abgeholt. Sofort ging es in die Gaststätte »Altewischer«, wo Juhnke eine kleine Pressekonferenz gab. Und dann kam es zu einem fast verhängnisvollen Vorfall. Morkes: »Irgendjemand hat ihn plötzlich angepöbelt, als er für ein Pressefoto auf dem Polizei-Motorrad posierte. Er wurde stinksauer, wollte erst gar nicht weitermachen.«
Norbert Morkes kannte den »Sunnyboy« mit der Berliner Schnauze recht gut. Immerhin konzipierte er 1999 die große Abschiedstournee »That's Life« durch 20 Städte in Deutschland. »Angefangen haben wir in Berlin, geendet hat sie in Oldenburg. Eine große Aufgabe«, schwärmt der 53-jährige Kommunalpolitiker noch heute. Auch während dieser Tour habe Juhnke, der mehr als ein Jahrzehnt zwischen Alkoholrausch und Ruhm lebte, sich ganz normal benommen. »Ich habe nie erlebt, dass er betrunken war. Er war sich nicht zu schade, hatte für jeden ein Ohr und ging sogar auf seine Fans zu.«
Den zweiten Auftritt in Gütersloh hatte Harald Juhnke 1987 bei den Gütersloher Stadtschützen. König Horst-Dieter Siewecke regierte sein Schützenvolk und hat zum Ball den großen Entertainer verpflichtet. Auf der Bühne zeigte Juhnke noch einen Sketch, zusammen mit dem bekannten Schuhkaufmann Eduard Falkenreck. »Das war ein unvergesslicher Abend«, erzählt noch heute Sparkassen-Werbeleiter Hartwig Fischer.
Übrigens: Zum ersten Mal war Harald Juhnke 1980 in Gütersloh zu Gast. Da spielte er im Theater.

Artikel vom 02.04.2005