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Seele sichtbar machen

Tierportraits: Fiona Vickery aus Holzhausen stellt aus

Von Sarah Hegenbart
Nieheim/Brakel (WB). Mit Dudelsackmusik ist Fiona Vickerys erste eigene Ausstellung »Tierportraits« jetzt in der Alten Waage in Brakel eröffnet worden. Bei den Aquarellen, die zum größten Teil Pferde und Hunde darstellen, kommt es Vickery besonders darauf an, »die Seele des Tieres sichtbar zu machen«.

Die Töne aus dem Dudelsack unterstreichen die Stimmung, die von Fiona Vickerys Bildern ausgeht. Statt in der Alten Waage könnten die detaillierten Portraits der Tiere auch in einem herrschaftlichen englischen Landhaus hängen.
Mit ebensolchen tierlieben Engländern hat Fiona Vickery viel gemeinsam: Sie ist mit Tieren aufgewachsen, wobei sie auch ihre Vorliebe für die Malerei entdeckt hat. Anstatt als Kind mit Puppen zu spielen, beobachte sie ihre Tiere genau und hielt diese Eindrücke dann in ihren Bildern fest. In dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem Tier gründet die Entstehung von Vickerys Werken. So betonte der Bad Pyrmonter Kunsthistoriker Dr. Dieter Alfner in seiner Eröffnungsrede, dass »Tiere ausgesprochen sensible Wesen« seien, weshalb es die »Beschäftigung mit der Seele des Tieres« erfordere, um sie malen zu können. Gerade dies vollbringt Fiona Vickery. Bevor sie den ersten Pinselstrich führt, besucht sie das Tier, beobachtet es genau, um seine Charaktereigenschaften zu begreifen und schießt Fotos, so dass auch kein wichtiges Detail im Portrait unberücksichtigt bleibt.
Aufgrund dieser langen und intensiven Beschäftigung mit dem Tier schafft Vickery es, sich auf dem riesigen Markt der Tierportraits durchzusetzen.
Dr. Dieter Alfner hat nachgezählt: Über 8000 Einträge finden sich im Internet zu diesem Thema. Allerdings seien darunter nur wenige so »gute Partner wie Fiona Vickery« zu finden. Dass sie »professionell Tierportraits entwickelt« zeichne die junge Künstlerin aus. Das Malen hat Vickery sich schon früh selbst beigebracht. Als künstlerisches Vorbild diente ihr die englische Pferdeportraitmalerin Susan Crawford. Ihre Mutter hat sie als größte Kritikerin dabei unterstützt. Durch die Teilnahme an Malkursen - wie dem fünfwöchigen Portraitkurs in Florenz - schulte Vickery ihr Augen weiter, so dass sie heute sehr filigrane und genaue Zeichnungen von Tieren ausführt. Da die Malerin an einem Portrait bis zu 70 Stunden arbeitet, verbringt sie täglich bis zu sieben Stunden im Atelier - vor Weihnachten sogar noch länger. Denn viele ihrer Auftraggeber wollen die Bilder ihrer Lieblinge zum Fest verschenken. Bei dem Vergleich mit anderen Künstlern wie mit Franz Marc, der sich mit seinen Gemälden, zum Beispiel »Blaues Pferdchen«, ebenso wie Vickery darum bemühte, die Aura des Tieres festzuhalten, stellt sich der Rezipient noch eine Frage: Warum fehlt bei Vickerys Bildern immer der Hintergrund?
Die Antwort offenbart eine Kunstauffassung, in der das Tier im Mittelpunkt steht. Ihrer Meinung nach lenkt ein deutlicher Hintergrund vom Tier selbst ab. Deshalb skizziert Fiona Vickery in ihren Portraits höchstens noch die Schatten des Tieres, die von ihm ausgehen und zu ihm gehören.
Bis zum 24. April sind die »Tierportraits«, das heißt 73 Werke - überwiegend Leihgaben - aus Fiona Vickerys noch größerem Oeuvre von 1993-2005, zu sehen. Geöffnet hat die Brakeler Alte Waage jeweils dienstags bis donnerstags sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr.

Artikel vom 31.03.2005