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Rothenfelde zieht zurück -
Fahrenwald auf der Suche

Gessat hört auf: Von der Niedersachsen- in die Kreisliga

Von Gunnar Feicht (Text und Fotos)
Versmold (WB). »Die Nachricht hat uns ziemlich hart getroffen. In dieser Konsequenz haben wir überhaupt nicht damit gerechnet.« Lars Fahrenwald fiel aus allen Wolken, als die Verantwortlichen des SV Bad Rothenfelde vor die Mannschaft traten und die Karten auf den Tisch legten: Rückzug aus der Niedersachsenliga zum Saisonende, Neuanfang in der Fußball-Kreisliga.

Für Fahrenwald, nach André Grunwald (DSC Arminia Amateure) derzeit höchstklassiger Fußballer aus Versmold, war der Klub aus der Nachbarstadt in Niedersachsen zur sportlichen Heimat geworden: »Ich habe mich dort total wohl gefühlt. Einerseits ist die Verbandsliga Niedersachsen mit Gegnern, die etliche Ex-Profis aufbieten, sportlich sehr reizvoll. Außerdem ist das Umfeld im Verein klasse und in der Mannschaft herrscht noch echte Kameradschaft.«
Gerade 26 geworden, kann sich der zweikampfstarke, aber auch spielintelligente Manndecker natürlich mit einem »Abstieg« in die Kreisliga nicht anfreunden. Fahrenwald, der schon zwei Jahre lang bei Oberligist Preußen Lengerich zum Stamm zählte, schaut sich nach einem neuen Verein um. Leidtragender ist auch Erfolgstrainer Jürgen Gessat, der zum Saisonende sein Amt niederlegt. Der frühere Torjäger von Spvg. Versmold und Spvg. Steinhagen führte das Team vom Salinensportpark aus der Landesliga in die Niedersachsenliga, wo der Neuling 2003/04 auf Anhieb Rang vier belegte und jetzt - trotz stärkerer Konkurrenz nach einer Staffelzusammenlegung - erneut Kurs auf einen einstelligen Tabellenplatz hält.
Warum verabschiedet sich der SV Bad Rothenfelde freiwillig aus dem höherklassigen Fußball? Der Vorstand argumentiert mit dem wirtschaftlichen Risiko, gibt künftig einem wichtigen Projekt für die Jugendarbeit Vorrang: Um den insgesamt 260 Nachwuchskickern in Zukunft akzeptable Bedingungen bieten zu können, ist die Umwandlung eines Hartplatzes in ein Kunstrasen-Spielfeld geplant. Die Kosten (400 000 bis 500 000 Euro) muss zur Hälfte der Verein übernehmen. Eine ebenso große Rolle spielt aber offenbar die Tatsache, dass Unternehmer Willi Peters, seit 1987 Motor des Förderkreises für die »Erste«, kürzer treten will.
Das von Peters bereitete Umfeld - weniger geprägt von hohen Zahlungen als von familiärer Atmosphäre und Top-Bedingungen für Spieler und Trainer - war das eigentliche Rothenfelder Erfolgsgeheimnis. Davon schwärmte Anfang der 90er-Jahre bereits Spvg. Versmolds früherer Spielertrainer Thomas Schilling, der die Salinenkicker erstmals in die Verbandsliga hievte. Seine Kommandos befolgten damals Spieler, die auch im Altkreis für bessere Fußballzeiten stehen: Hansi Krause, Marlon Ikels, Ralf Kramer oder Igor Bulanow.
In dieser Tradition will sich die aktuelle Rothenfelder Elf erhobenen Hauptes aus der Niedersachsenliga verabschieden: »Alle sind noch voll motiviert. Das haben insgesamt vier Punkte aus den beiden Oster-Spielen gegen den Tabellenvierten und -fünften bewiesen«, sagt Lars Fahrenwald. Besonders das 1:0 gegen Ex-Zweitligist VfB Oldenburg mit den früheren Profis Peter Quallo und Ralf Eilenberger hat Gewicht. Und man spürt im Gespräch mit dem Versmolder, dass es ihm weh tut, in der kommenden Saison nicht mehr mit solchen Gegnern die Kräfte messen zu können.

Artikel vom 31.03.2005