31.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rodung für Bach-Freilegung

Gewässerkonzept: An Oberer Ringstraße fließt Wasser unverrohrt

Von Bernd Bexte (Text und Foto)
Herford (HK). Bei vielen Spaziergängern hat die Rodung eines kleinen Wäldchens an der Oberen Ringstraße zunächst Kopfschütteln ausgelöst. Was als rücksichtslose Abholzaktion erscheint, soll sich aber bald als naturnahe Freilegung eines Fließgewässers entpuppen. Der unter dem einstigen Gehölz verrohrte Zufluss zum Lippinghauser Bach wird frei gelegt.

Dieses Vorhaben ist die erste Maßnahme eines Gewässerkonzeptes für die Großgemeinde, bei dem Gemeindeverwaltung, die Untere Landschaftsbehörde des Kreises und das Forstamt Minden zusammenarbeiten. »Dem Kreis gehörte schon eine Hälfte des Geländes, die andere hat er im Herbst von einem Privatmann erworben, so dass jetzt mit der Freilegung begonnen werden kann«, erklärt Volker Braun vom Amt für Ordnung und Umwelt der Gemeinde. Um nicht in die Brutphase einzugreifen, ist das Gehölz der Frist des Landschaftsschutzgesetzes entsprechend vor dem 1. März gerodet worden.
»Das waren hauptsächlich Fichten, Sträucher, einige Pappeln und viele Gartenabfälle aus der Nachbarschaft«, sagt Braun. Der namenlose Wasserlauf sei in der Nachkriegszeit verrohrt worden. »Damals war man bemüht, solche Rinnsale aus der Landschaft zu bekommen.« Als nächste Maßnahme im Gewässerkonzept steht voraussichtlich der Eilshauser Bach auf der Tagesordnung.
Für die diesjährige Brutphase steht das Gelände an der Oberen Ringstraße der heimischen Fauna nicht zur Verfügung. Nur bei günstiger Witterung wird das Areal noch im Frühjahr aufgeforstet, bei trockener, vegetationshemmender Witterung erst im Herbst. Zuvor beginnen in den nächsten Wochen die Erdarbeiten, um die Rohrleitung zu entfernen. »Das wird so im April/Mai sein.«
Auf jeden Fall werde die Obere Ringstraße in den nächsten Jahren dann wieder ein Brutplatz - von denen es im Umland, verglichen mit anderen Regionen, nicht allzu viele gibt. Das hat der Hiddenhauser Martin Richter bemerkt. »Fünf Jahre wohne ich nun hier und radle gern durch die Landschaft. Die Vorgärten sind schön sauber und gepflegt. Aber im Hinterland muss doch nicht alles überpflegt sein, es ist wohl die Mentalität.« So sei vor zwei Jahren in Enger ein Sperberhorst kurz vor dem Schlupf der Jungen umgehauen worden. »Artenarmut hat Ursachen. Nicht umsonst in der Kreis Herford der waldärmste in ganz Nordrhein-Westfalen.«

Artikel vom 31.03.2005