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Vom Labor auf die Skipiste

Die Jobs der Professoren (16): Dr. Peter Jutzi


Bielefeld (sas). Das Jobben gehörte auch für die Professoren von heute während ihrer Studienzeit oft zu den Notwendigkeiten. Zu denen, die nebenher Geld verdienten, gehörte der Chemiker Professor Dr. Peter Jutzi, der seit 1979 an der Universität Bielefeld in der Anorganischen Chemie forscht und lehrt.
Schon vor dem Studium verdingte sich Jutzi, der in Mülheim/Ruhr aufwuchs, auf einer Eisenhütte: »Ich hatte an einem humanistischen Gymnasium das Abitur gemacht und wollte unbedingt Chemie studieren. Und weil ich wusste, dass ich dazu zu wenig Chemie gelernt hatte, habe ich auf einer Hütte gearbeitet.« Am Hochofen, in der Gießerei, im nahe gelegenen Zementwerk und in der Modellschreinerei musste sich der angehende Student behaupten. »Ohne diese Lehrzeit hätte ich die Eingangsprüfung an der TU München nicht bestanden«, ist er überzeugt.
Aber auch während des Studiums jobbte Peter Jutzi regelmäßig: als Skilehrer. Da auch sein Vater in München studiert hatte und nur des Berufes wegen ins Ruhrgebiet gegangen war, war der Schnee dem Studenten nicht fremd. »Ich hatte aber vor allem einen Freundeskreis, der zum großen Teil aus der alpinen Studentennationalmannschaft bestand«, erzählt er. »Denen fuhr ich einfach hinterher, und nach einigen Semestern war ich fit.«
Regelmäßig an den Wochenenden ging es nun im Auftrag von Sport-Scheck als Skilehrer in die Berge: mal mit dem Bus nach Lenggries, mal mit dem Zug an den Tegernsee. »Es gab damals ganze Skizüge, da war schwer was los«, lacht Jutzi mit ein wenig Wehmut. Erst als er 1964 zur Promotion nach Marburg wechselte, war die Karriere des Skilehreranwärters (kurz vor der staatlichen Prüfung) vorbei.
Daneben aber hat der Chemieprofessor musiziert: »Ich habe auf Bauernhochzeiten und großen Festen Akkordeon und Klavier gespielt.« Mit drei oder vier Kommilitonen sorgte er für Stimmung, spielte Walzer oder die damals aktuellen Schlager wie »Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.« Und weil gelernt gelernt ist, kann er das heute noch. Rock-Musik war auf dem Lande damals weniger gefragt und auch weniger die Musikrichtung, die der Chemiker schätzte. Das war dann eher Dixieland, den er in Jazzkellern gespielt hat.
Das Geld, das Peter Jutzi verdiente, erlaubte ihm einen etwas komfortableren Lebensstil - und den Kauf eines Autos. »Mausgrau« war sein alter VW Käfer mit Brezelfenster, den er einem Tabakwarenhändler abkaufte. »Das Auto roch nach frischem Tabak, und der Geruch ging nicht mehr raus.« Ihn störte es auch nicht, »und einige fanden das ganz attraktiv«, sagt er kryptisch.

Artikel vom 02.04.2005