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»Die Kunst ist das Sehen«

Fotokünstler Manfred Zimmermann »beseelt« die einfachen Dinge

Von Johannes Zoller
Gütersloh-Isselhorst (WB). Jede seiner Fotografien bedeutet für Manfred Zimmermann, nur einen einzigen Augenblick festzuhalten, aus der großen Vielfältigkeit des Allgemeinen. Obwohl es gerade im Werk des 1946 in Friedrichsdorf geborenen Künstlers eine fast nicht zählbare Sammlung von Fotografien gibt, ist er sich sehr wohl bewusst, dass nur das Momentane zählt - das, was er sieht und ins Bild bringen kann.

»Die Kunst des Fotografierens ist das Sehen«, resümiert er und weiß von unzähligen Eindrücken zu berichten, die er in seinem Leben gesammelt hat. Manfred Zimmermann, der geborene Bäckerssohn, der auch eine Bäckerlehre erfolgreich abgeschlossen hat, kam im Jahr 1971 in eine erste Berührung mit dem Fotografieren. Er begann eine Lehre zum Fotografen und bei diesem Metier blieb er bis heute. Mit zunehmender Perfektion arbeitete er für viele große und internationale Konzerne, Agenturen, lokale Firmen sowie in der Werbung.
Zimmermann macht aus Unscheinbarem etwas, das ins Blickfeld tritt, aus Wertlosem Kostbares, aus Banalem Spezielles und sogar im scheinbar Hässlichen kreiert er Schönheit. Dies gelingt ihm durch ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit den von ihm sorgfältig ausgewählten Objekten, die ihm als Motive dienen. Es fällt auf, dass alltägliche Dinge - ein halb gefülltes Weinglas, Fische auf einer Zeitung oder Zündhölzer - und sogar Wertloses - faulendes Obst zum Beispiel - durch Hervorhebung interessant werden. Hier spielt der Umgang des Fotografen, mit Licht und Schatten, mit der Farbe und der Form die entscheidende Rolle.
Obwohl Zimmermann zunächst vorwiegend als Werbefotograf tätig war, entpuppte er sich immer mehr auch als Künstlerfotograf, was mit seinem tiefen Respekt vor dem Dinglichen zusammenhängt, mit seiner ehrfürchtig besonnenen Haltung gegenüber Objekten, die für ihn Stimmungen ausdrücken, die er dann in seinen Stillleben wirken lässt. Das Werk steht im Vordergrund, nicht er selbst, und doch ist er offen, der eher zurückhaltend wirkende Mensch, für die Begegnung mit Interessierten. Als ein Ort der Begegnung ist auch sein neuer Arbeitsort im Atelierhaus in der Haller Strasse 94 in Isselhorst gedacht, das er gemeinsam mit der Malerin Anita Mund unterhält.
»Für mich sind die kleinen Dinge wesentlich«, bekennt Zimmermann, und obgleich sein »Kopf voller Ideen« ist, strahlt er Ruhe aus. Das Dekorationsarchiv im Keller seines Atelierhauses zeigt deutlich, dass der Künstler sich lange mit dem einen oder anderen Gegenstand beschäftigt hat, bis er ihn dann ins Bild bringt. Und doch ist die Fotografie eine spontane Kunst, wo der Weg auch zugleich das Ziel ist, wie der Titel einer Abbildung im Eingangsbereich des Atelierhauses verrät. »Der Weg ist das Ziel« ist eine Redewendung, die Zimmermann verwendet, wie er auch immer wieder Zitate aus der Literatur oder anderer Künstler als Titel einsetzt, um auf die Verwandtschaft zwischen Sprache und Bild hinzuweisen, denn »eine Vielfalt ausgewählter Zitate kann analog zu einer Vielfalt ganz bestimmter Fotografien stehen.«
Manfred Zimmermanns Werk ist gut zugänglich für Menschen, die für eine neue Ästhetik im Alltag offen sind. Ein solches Herangehen gibt den Details etwas Interessantes und Gutes, denn was sie verbindet in Zimmermanns Werk, könnte so beschrieben werden: Die Details sind alle wieder beseelt.

Artikel vom 31.03.2005