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Biogas hat in
NRW Zukunft

Minister Horstmann zu Besuch

Von Wolfgang Braun
Kreis Höxter/Marienmünster (WB). » Aus Biomasse gewonnene Energie hat Zukunft in Nordrhein-Westfalen. NRW ist kein Windland«, stellte der Düsseldorfer Verkehrs- und Energieminister Axel Horstmann (SPD) bei einem Besuch der Biogasanlage in Marienmünster fest.

»Wir müssen aufhören, Fundamentaldiskussionen über die Nutzung von landwirtschaftlichen Produkten als Rohstoff für erneuerbare Energien zu führen«, forderte der Minister. Denn in dieser Nutzung von Biomasse lägen viele Chancen, sowohl für die Landwirtschaft, als auch für die Industrie, die die technologischen Anlagen zur Energiegewinnung entwickeln und bereitstellen müsse.
»Wir sehen in der Lebensmittelproduktion bei den fallenden Marktpreisen beispielsweise für die Milch keine wirtschaftliche Zukunft mehr«, so Landwirt Johannes Potthast, der mit dem Landwirt Hans Büttner die Anlage zwischen Vörden und Bredenborn betreibt. »Nur Energie wird zuverlässig teurer. Warum sollen wir nicht diese Chance nutzen, um uns wirtschaftlich auf sichere Beine zu stellen?«, stellte Potthast die rhetorische Frage. Die Anlage soll im Mai eingeweiht werden.
Die Investitionskosten von etwa einer Million Euro subventionierte das Land aus dem Förderprogramm »Rationelle Energieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen« (REN) zu 25 Prozent. Zusätzliche Förderung erfährt diese Pilotanlage gemäß dem Erneuerbare-Energiegesetz des Bundes. »Dessen Novellierung im Jahr 2002 hatte uns Mut zu diesem Wagnis gemacht«, erinnert sich Potthast. Denn das Gesetz sieht vor, dass für zwanzig Jahre der in einer Biogasanlage erzeugte Strom mit 17 Cent pro Kilowattstunde vergütet wird. Für Strom aus Windrädern zahlen die Stromversorger, und damit letztlich die Kunden, 8 Cent pro Kilowattstunde. Die Preis- und Abnahmegarantie gilt hier aber nur für zehn Jahre. »Das Argument der Stromkonzerne, die jüngsten Strompreiserhöhungen seien den wachsenden Kosten für erneuerbare Energien geschuldet, stimmt nicht. Nur ein Fünftel des Strompreisanstiegs hat hier seinen Ursprung«, stellte der Energieminister klar. Mit dem Methangas, das in den zwei so genannten Fermentern und dem einem Lagerbehälter der Anlage in Gärprozessen gewonnen wird, wird der Gasmotor eines Blockkraftwerks betrieben, das bei voller Auslastung 300 Kilowatt elektrischer Leistung produziert. Hans Büttner: »Damit kann der Strombedarf von 600 Haushalten gedeckt werden.« Aber auch die dabei entstehende Wärme wird demnächst genutzt. »Über eine Fernwärmeleitung soll die gesamte Abtei mit Privatwohnungen, dem Kloster, dem Hotel und Restaurant ÝKlosterkrugÜ und dem Kirchengebäude versorgt werden«, kündigt Johannes Potthast den nächsten Schritt an. Damit könnte dort der Verbrauch von jährlich 100 000 Litern Heizöl eingespart werden.
Er sei vom »Energievirus« angesteckt, gestand Potthast. Seine Autos führen mit Biodiesel.
Bestückt wird die Anlage mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 4 000 Kubikmetern mit Mais- oder Getreidesilage. »40 Prozent sind Mais, 50 Prozent Getreide in Form von Ganzpflanzensilage sowie zehn Prozent anderer Stoffe«, erläuterte Büttner. Die Biogasanlage ist rechnergesteuert. An einem Bildschirm in der Schaltzentrale lässt sich das Verhältnis von Gülle zu den pflanzlichen Stoffen mischen und der Gärvorgang überwachen.
Landrat Hubertus Backhaus und Bürgermeister Ulrich Jung nutzten die Gelegenheit, Horstmann auf das drängende Problem aufmerksam zu machen, dass Feldwege nicht mehr unterhalten werden könnten. Ihre Instandhaltung sollte aus dem NRW-Förderprogramm zur Integrierte Enwicklung im ländlichen Raum (ILEK) mitfinanziert werden.

Artikel vom 30.03.2005