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Schüler Bodo macht Karriere beim Film

Klassentreffen über Ostern: Hampenhausen hatte eine der kleinsten Dorfschulen im Kreis

Von Sarah Hegenbart
Hampenhausen (WB). Für die ehemaligen Schüler der Zwergschule in Hampenhausen bleibt Ostern 2005 ein besonderes Ereignis: Am vergangenen Wochenende war es genau 50 Jahre her, dass die letzten »Pennäler« die Katholische Volksschule in Hampenhausen verließen. Nun feierten die früheren Schulkameraden ihr großes Wiedersehen in der Heggehalle in Frohnhausen.

Die Freude war groß. Obwohl die Schüler aus der kleinsten Ortschaft der Stadt Brakel, die heute nur 54 Einwohner zählt, einst so eng verbunden waren, sahen sich viele zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder. Zahlreich folgten die ehemaligen Schüler der Einladung ihrer früheren Klassenkameraden Gerhard Dreker und Anneliese Westermann-Binnewies zum Klassentreffen, so dass nur wenige fehlten, die auf dem Schulfoto von 1949 zu sehen waren.
Einer von den Fehlenden war Bodo Schwobe. Der Junge, der auf dem Klassenfoto in der ersten Reihe verschmitzt in die Kamera blickt, ist heute Aufnahmeleiter »beim Film«. Auch dabei scheint ihm seine Schulzeit in guter Erinnerung zu sein. Denn kennzeichnenderweise heißt einer seiner Erfolgsstreifen: »Der Lümmel aus der ersten Bank«.
Lehrer, Landwirt oder Psychologin: Auch aus den anwesenden früheren Schülern der Volksschule in Hampenhausen ist etwas geworden. Von allen Seiten hört man, dass der Unterricht an einer Zwergschule nicht von Nachteil gewesen sei. Im Gegenteil. In der kleinen Schule, die 1831 erbaut wurde, lernten alle Schüler von der ersten bis zur achten Klasse im selben Klassenraum. »Lehrer Karl Czock löste diese Situation, indem er im Rotationsprinzip unterrichtete«, erzählen die Ehemaligen. Nach einer halben Stunde Unterricht für die erste Klasse, folgte eine halbe Stunde Unterricht für die zweite Klasse, danach ging es mit der dritten weiter bis hin zur achten. Besonders für die Schüler der höheren Klassen war das von Vorteil. So konnten sie Vergessenes leicht wieder auffrischen. Diese effektive Methode führte dazu, dass »wir die Grundsachen gründlich konnten«, erzählt die ehemalige Schülerin Anneliese Westermann-Binnewies.
Beim Schulquiz konnten die Ehemaligen dieses Wissen dann unter Beweis stellen. Hier galt es Fragen rund um Hampenhausen zu beantworten. Doch auch Fragen zu früheren Klassenkameraden - wie nach dem letzten »I-Männchen« von Hampenhausen - fehlten nicht. Dabei ergänzten sich die ehemaligen Schulfreunde gegenseitig in ihren Erinnerungen und halfen sich wie früher in der Schule die richtigen Lösungen zu finden. Sogar vorlaute Zwischenrufe blieben dabei nicht aus, und es fehlten nur noch die fliegenden Papierkügelchen, dann wäre es wie früher gewesen.
Aber gute Noten gab es für den Sieger des Quizes keine. Stattdessen überreichte Anneliese Westermann-Binnewies dem »Schul-Ass« Dieter Aufenanger ein selbstgemaltes Bild von der alten Dorfschule. Anschließend ließ Westermann-Binnewies in einem Vortrag über die Hampenhausener Schule die Erinnerung wiederaufleben: »Wisst Ihr noch..?«
Die Schulgeschichte Hampenhausens ist lang: Laut Dorfchronik wurden seit 1817 Schüler in einer kleinen Dorfstube unterrichtet. Das Schulhaus selbst ist 1831 erbaut worden. Dort fand bis zum 1. April 1941 Unterricht statt. Dann wurde die Schule wegen Kindermangels geschlossen und erst im November 1947 als Katholische Volksschule wiedereröffnet. Von da an lernten 28 Jungen und Mädchen von der 1. bis zur 8. Klasse bei Lehrer Karl Czock. Am 31. März 1955 verließen die letzten Schüler (Rudi Kröger, Lenchen Lis, Dieter Aufenanger, Anneliese Westermann, Wilfried Aufenanger und Maria Lis) mit Beendigung ihrer achtjährigen Volksschulzeit die Dorfschule, die dann geschlossen wurde.
Heute erinnert nur noch der alte Brunnen, der damals vor der Schule stand, an das alte Fachwerkhaus. Die Schule selbst wurde 1965 abgerissen. Auf diesem leeren Platz versteckten die ehemaligen Schüler am Ostersonntag für die Hampenhausener Kinder Ostereier.

Artikel vom 30.03.2005