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»Finnen haben dünnere Haare«

Praktikantin aus Viitasaari arbeitet fünf Wochen im Friseursalon Otte

Von Maike Stahl (Text und Foto)
Schlangen (SZ). »Hiusalan opiskelija« steht auf dem Namensschild von Elizabeth Drake. Und wenn das den Kunden im Friseursalon Otte finnisch vorkommt, ist das kein Wunder. Denn die 20-Jährige stammt aus der finnischen Partnerstadt Viitasaari und absolviert bei Otte derzeit ein fünfwöchiges Praktikum. Es ist Bestandteil ihrer Friseurausbildung am Berufskolleg in der Kreisstadt Jyväskylä. Und damit übersetzt sich auch »Hiusalan opiskelija« fast von selbst mit »Auszubildende«.

Die Idee, mal längere Zeit in Schlangen zu leben, hatte Elizabeth Drake vor drei Jahren, als sie zusammen mit ihrer Mutter und der offiziellen Delegation die deutsche Partnergemeinde besuchte. »Ich war schon immer gerne in Deutschland«, erzählt sie. Deshalb wolle sie auch mehr deutsch lernen, um sich besser verständigen zu können. Doch für das Gespräch mit der SCHLÄNGER ZEITUNG ist sie lieber auf Nummer sicher gegangen und hat Marjut Vothknecht gebeten, zu übersetzen. »Sie hat mir mit Tina Kötter auch bei der Vermittlung des Praktikums geholfen«, freut sich Elizabeth Drake über die Unterstützung der beiden in Schlangen lebenden Finninnen.
Wo sie in Schlangen leben würde, war für sie auch schnell klar. »Ich hatte Maike und Mirco Mense und ihre Eltern schon während meines ersten Aufenthalts in Schlangen kennen gelernt«, berichtet die Finnin. Seitdem seien sie per SMS in Kontakt geblieben. »Da war es natürlich keine Frage, dass Elizabeth bei uns wohnt«, freut sich Maike Mense über den Besuch aus Viitasaari. Und auch Elizabeth Drake fühlt sich bei Menses rundum wohl »Ich bin so toll aufgenommen worden, als gehöre ich zur Familie.«
Und auch im Friseursalon hat sie schon viele positive Rückmeldungen erhalten. »Auch wenn einige etwas erstaunt sind über meine Frisur«, sagt sie und verdreht mit einem Schmunzeln ihre Augen in Richtung der leuchtend roten rappelkurzen Lockenpracht. »ÝLaufen in Finnland alle so herum?Ü, haben wir jetzt schon öfter gehört«, bestätigt auch die Chefin Annegret Otte, dass die Haare ihrer neuen Praktikantin schon für einiges Aufsehen gesorgt hätten.
Und Elizabeth Drake? Hat sie schon Unterschiede zwischen deutschen und finnischen Haaren festgestellt? Da muss sie überlegen. »Hier werden nicht so viele Dauerwellen gelegt.« »Ja, das liegt daran, dass viele Finnen schrecklich dünne Haare haben«, meint auch Marjut Vothknecht und Elizabeth Drake nickt. Dafür würden die älteren Finnen ihre grauen Haare nicht so stark färben, wie sie das in Deutschland erlebt habe. Doch viel mehr Unterschiede als beim vermeintlich anderen Haar, gebe es in der Friseurausbildung, sagt Elizabeth Drake. Während sie auf dem Kolleg sehr viel Theorie lerne und an zwei Tagen in der Woche Praxiserfahrungen im an das Kolleg angeschlossenen Salon sammle, verbringe der Auszubildende bei Otte den Großteil seiner Zeit im Salon und nur ein bis zwei Tage der Woche in der Berufsschule. Deshalb sei sie auch schon gespannt darauf, Florian Meinhardt in die Berufsschule zu begleiten. »Wenn ich zurückkomme wollen schließlich alle genau wissen, wie die Ausbildung in Deutschland ist.«
In ihrer Freizeit ist Elizabeth Drake viel mit Maike Mense unterwegs. Vom Feuerwehrfest in Oesterholz über das Handballtraining in Blomberg bis zur Probe der Feuerwehrkapelle hat sie ihre deutsche Freundin schon begleitet. Und zu Ostern hat sie zusammen mit ihrer Gastfamilie eine Erinnerung an die Deutschlandurlaube ihrer Kindheit aufgefrischt. »Wir waren im Heide-Park«, berichtet sie und strahlt. »Da haben wir früher auf der Rückfahrt immer einmal Halt gemacht.«

Artikel vom 31.03.2005