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Kunstrad fahren mit
dem Schweißgerät

Heggemann will WIG-Schweißer ausbilden

Kreis Paderborn / Ahden (WV). Mehr als fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland und doch sucht die Firma Heggemann aerospace AG in Büren vergeblich geeignete WIG-Schweißer. »Das Know-how ist ausgestorben«, bedauert Schweißfachmann Martin Lockstedt. Deshalb hat sich das am Flughafen Paderborn-Lippstadt ansässige Unternehmen entschlossen, zwei neue engagierte Mitarbeiter aus einem Metallberuf einzustellen und zum WIG-Schweißer auszubilden. Sie können anschließend die Schweißer-Prüfung nach Luftfahrtnorm ablegen.

»Schweißer ist kein Lehrberuf mehr«, erläutert Fachmann Lockstedt das Problem. In den großen Industriebetrieben mit hoch automatisierter Fertigung werden richtig ausgebildete Schweißer kaum noch benötigt.
Im Serien-Automobilbau sind die Arbeiter auf jeweils nur eine bestimmte Naht spezialisiert. Meist werden damit angelernte Arbeitskräfte beschäftigt. Viele Arbeitsplätze der Metallbranche sind zudem ins Ausland verlegt worden. So gibt es hier kaum noch WIG-Schweißer, die ihr Handwerk wirklich beherrschen.
Bei Heggemann aeropace ist das Schweißen jedoch nicht automatisiert. In dem Hightech-Unternehmen steht der Prototypenbau im Vordergrund, weniger die Serienfertigung. »Das Unternehmen hat sich unter anderem auf das Schweißen von Feinblechen aus Stahl-, Edelstahl-, Aluminium- und Titanwerkstoffen im Prototypenbereich spezialisiert, und das ist eine hohe handwerkliche Kunst, gepaart mit technischem Verständnis«, erläutert der Schweißfachmann des Unternehmens.
»Hier geht es nicht nur um eine Naht, sondern um viele verschiedene Tätigkeiten. Oft müssen wir die Parameter erst selbstständig finden, was sonst eher Aufgabe von Ingenieuren ist«, beschreibt Lockstedt die vielfältigen Anforderungen. Die WIG-Schweißer müssen auch einschätzen können, welches das jeweils best geeignete Schutzgas ist. »Das ist eine Wissenschaft für sich.«
Martin Lockstedt bringt die Anforderungen auf den Punkt: »Schweißen kann jeder, sagt man, genau wie Fahrrad fahren. Aber was wir machen, ist Kunstrad fahren.«
www.heggemann.com

Artikel vom 30.03.2005