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»Allenfalls ein Symbol für
die geschundene Natur«

Wolfhart Kansteiner nimmt Stellung zu »Carstens-Eiche«

Borgholzhausen (WB/kan). Die Stiftung Burg Ravensberg stand in den vergangenen Tagen mehrfach im Kreuzfeuer der Kritik. Zur Fällung der »Carstens-Eiche« und zur Änderung der Burg-Adresse nimmt ihr Geschäftsführer Wolfhart Kansteiner Stellung.

Damit möchte er einer möglichen Verunsicherung der Bevölkerung entgegen treten. Diese, so Kansteiner, habe sich mit Spenden und freiwilliger Arbeit für die Burg außerordentlich engagiert.
»Wir lassen nur Bäume fällen, wenn dies unumgänglich ist. Wir lassen selbstverständlich auch krüppelige Bäume stehen, denn auch sie erfüllen ihre ökologische Funktion und haben ihre eigene Schönheit«, heißt es in der Stellungnahme. Auf dem Gelände der Ravensburg hätten mehrere Bäume gefällt werden müssen, weil sie auf oder direkt neben den Burgmauern gestanden hätten und diese zu sprengen drohten.
»Diese Aufgabe fiel uns jetzt zu, weil die Voreigentümerin - zuständig war 20 Jahre lang ein gewisser Forstamtsleiter und heutiger Beschwerdeführer - ihre Sorgfaltspflichten vernachlässigt hatte. Hätten die Verantwortlichen in früheren Jahren nur hin und wieder ein ganz klein wenig mehr die Ärmel aufgekrempelt und die Mauern von sich ansiedelndem Aufwuchs befreit, wäre nicht der Schaden entstanden, der uns heute so große Sorgen macht«, erklärt Wolfhart Kansteiner.
Natürlich sei es der Stiftung schwer gefallen, die »Carstens-Eiche« zu fällen. Dieser Baum, gepflanzt durch den obersten Repräsentanten eines demokratischen Staates, sollte etwas symbolisieren. Und das hätte in der Tat nur die Verbundenheit der demokratisch legitimierten Republik mit der Natur und ihrer Geschichte sein können - allerdings der gesamten und nicht nur der preußisch-brandenburgischen.
An ein solches Symbol, so Kansteiner, seien Anforderungen zu stellen, denen die schwer beschädigte Eiche nicht mehr habe gerecht werden können. In die Eiche sei eine Ulme gekracht, als die Forstverwaltung diese gefällt habe. Der Haupttrieb der Eiche sei zerfetzt worden und habe anschließend einen Kranz von Nottrieben gebildet.
Wolfhart Kansteiner: »An einem ohnehin ungeeigneten Standort stehend, vom sauren Regen geschädigt und vom Eichenmehltau schwer befallen, kümmerte der Baum mit kleinen Blättern dahin und wäre nach Auskunft von Fachleuten über kurz oder lang eingegangen. Der Baum wäre demnach allenfalls - und auch das nur für wenige Jahre - als Symbol für die geschundene Natur, nicht aber für den ihm zugedachten Zweck geeignet gewesen.
Die Adresse der Burg sei auf den Antrag der Stiftung hin vom Bau- und Planungsausschuss der Stadt von »Clever Schlucht 9« in »Burg Ravensberg 1« geändert worden. Die Stiftung habe den Antrag gestellt, nachdem mehrfach bei Organisationen und Personen außerhalb Borgholzhausens Irritationen ausgelöst worden seien. »Niemand konnte verstehen, dass eine Burg, Namensträgerin des Ravensberger Landes, unter dem Namen einer unbekannten Schlucht adressiert. Da diese Adresse erst seit wenigen Jahren bestand, lag es mehr als nahe, der Burg ihre alte historische Adresse zurück zu geben«, erklärt Kansteiner. Nur diese Adresse werde ihrer Bedeutung gerecht, und nur sie biete zugleich eine einfache Orientierungshilfe.

Artikel vom 30.03.2005