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Rechts Lachgas, links Sauerstoff: Dieses Gerät wurde früher für die Narkose verwendet. Fotos: Hennigs

Zeitreise mit
OP-Besteck und
Krankenbett

Neue Ausstellung im Heimatmuseum

Versmold (igs). Scharfe Messer, frische Laken und seltsame Apparaturen bestimmen in den kommenden sieben Monaten das Bild im Heimatmuseum. Der Heimatverein Versmold und Stadtarchivar Dr. Richard Sautmann laden in der neuen Jahresausstellung zu einer Zeitreise in die Vergangenheit des Krankenhauses, der Ärzte und des Gesundheitswesens in Versmold ein. Und natürlich soll auch die Krankenhaus-Zukunft eine Rolle spielen.
Schmerzen und Geburtsglück, Genesungsfreude und Sterbensangst - die komplette Bandbreite menschlicher Gefühle deckt das Thema Krankenhaus ab. Im Heimatmuseum kommt garantiert noch die Neugier hinzu: Exponate vom OP-Besteck bis zum Krankenhausbett-Nachttopf und Schautafeln entführen die Besucher unter dem Ausstellungs-Motto »Im Dienste des Nächsten« in die Vergangenheit des Versmolder Gesundheitswesens.
Ältere Versmolder dürften sich an die ein oder andere Gerätschaft noch gut erinnern. Krankenhaus-Pflegeleiter Erhard Schneider, der vor fast 40 Jahren sein Examen als Krankenpfleger machte, bescheinigte gestern beim Aufbau der Ausstellung dem ein oder anderen Exponat, es noch zu kennen -Êbeispielsweise das Narkosegerät mit Lachgas und Sauerstoff, das OP-Besteck mit einem Messersatz speziell für Amputationen oder das Zystoskop für Blasenspiegelungen. »Denn bei bestimmten Eingriffen hat sich nicht viel geändert. Nur die Messer sind schärfer und damit weniger Verletzungen herstellend geworden.«
Die Ausstellungsbesucher werden jedoch nicht nur Blicke auf silberglänzende Operationsbestecke werfen können: Ein komplettes Krankenzimmer mit Bett, Nachttisch und Schrank, ein Krankenrollstuhl aus dem Ersten Weltkrieg und ein Bestrahlungsgerät gibt es ebenso zu sehen wie ein Wärmebett für Babies, den Koffer der Hebamme Lotte Hagemann -Êund eine Apparatur zum Strecken. Das Extensionsgerät stellten Roland Detering und Friedel Lünstroth vom Heimatverein gestern mit Erhard Schneider auf. Verwendet wurde es früher bei Brüchen, um die Knochen - mangels Platten, Nägeln oder Schrauben, die heute verwendet werden - wieder aneinander zu setzen. »Sehr unangenehm«, attestiert Schneider.
Zusammengetragen wurden diese Schätze unter anderem mit Hilfe der Krankenhausmitarbeiter, dem Stadtmuseum Gütersloh und den Familien alter Versmolder Ärzte. Denn auch Dr. Engelking, Dr. Bernhard Soeder, Dr. Dr. Buch, Dr. Pielsticker und ihren Kollegen ist ein Teil der Ausstellung gewidmet. »Dr. Engelking war Röntgen-Pionier. Er hat die Röntgenforschung aufs Land gebracht«, weiß Stadtarchivar Dr. Richard Sautmann. Zu sehen ist der Vorreiter auch im OP-Einsatz - im Anzug. »Mit Sterilität war es damals nicht weit her.«
Auf vielen Schautafeln wird die Vergangenheit und die Zukunft des Versmolder Krankenhauses beleuchtet: Vom Aufruf aus dem Jahr 1888, für die Einrichtung eines Krankenhauses zu spenden, bis hin zu der »Rettung« im vergangenen Februar. »Es gibt viele bislang unveröffentlichte Dokumente zu sehen«, verspricht Richard Sautmann.

Artikel vom 30.03.2005