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Menschen in
unserer Stadt
Andreas Schnell
Kantor

Als Andreas Schnell, Kantor in Bockhorst, vor einiger Zeit gelobt wurde, der Bockhorster Kirchenchor habe sehr schöne Stimmen, konnte er nur ergänzen: »Und auch schöne Charaktere«. Denn das ist, was er an seiner Arbeit in dieser kleinsten Gemeinde des Kirchenkreises Halle sehr schätzt: das persönliche Verhältnis zu den Mitgliedern und ein ausgeprägtes musikalisches Treiben. Geboren ist der 41-Jährige in Seesen am Harz. Dies ist auch die Geburtsstadt der Brüder Wilhelm und Theodor Steinweg, den Mitbegründern des großen Klavierherstellers. Klavier sollte er ursprünglich auch lernen, doch da die örtliche Klavierlehrerin keinen Platz mehr frei hatte, lernte Andreas Schnell bei der Kantorin gleich das Orgelspiel. Um sich nebenberuflich ein wenig Geld damit zu verdienen, legte er schon vor dem Abitur die D- und C-Prüfung ab. Doch schnell stellte sich heraus, dass er sich die Kirchenmusik als Beruf vorstellen konnte, und so studierte er in diesem Fach an der Kirchenmusikschule in Herford, heute »Hochschule für Kirchenmusik«.
1993 kam er nach Bockhorst und heiratete im folgenden Jahr Susanne Koebbel. Sehr schnell sprach sich herum, dass der neue Kantor auch Klavierunterricht gebe, und heute unterrichtet Andreas Schnell neben seiner nebenamtlichen Arbeit als Kantor im Durchschnitt zwölf Klavierschüler.
Vor vier Jahren arbeitete er für zehn Monate in Ebstorf bei Uelzen, doch dort zeigte sich, was ihn bei seiner Arbeit unzufrieden macht: Mit einem großen Teil der Menschen dort kam er nicht zurecht. Gleichzeitig hielt sich der freundschaftliche Kontakt zu vielen Bockhorstern, so dass seine Rückkehr schnell beschlossene Sache war.
Seitdem arbeitet er mit Freude in Bockhorst. Er leitet hier den Kirchenchor und spielt im Gottesdienst die Orgel. Zusammen mit Heike Ellerbeck betreut er zudem den Kinderchor »Karibu«, mit dem er regelmäßig das Krippenspiel zu Weihnachten und Kindermusicals einstudiert. »Wir haben viele sängerisch und schauspielerisch begabte Kinder, und da wird solch ein Musical zum Selbstläufer«, erzählt er.
Besonders wichtig ist Andreas Schnell bei der musikalischen Arbeit die Interpretation des »Lebens« in der Musik, an der Orgel und besonders in der Gruppe. »Ich verstehe mich nicht als der Chefdirigent des Chores, sondern als Mitglied, das zusammen mit allen Sängern das Wesen der Musik erarbeitet. Wir wollen nicht einfach nur Noten absingen, sondern das Miteinander der Stimmen aufspüren, so dass die Ausstrahlung des Stückes von innen kommt und nicht nur aufgesetzt ist.« Das funktioniere nicht mit jedem Chor und deshalb sei er gerade in der kleinen Gemeinde Bockhorst sehr glücklich. Martin Hollmann

Artikel vom 30.03.2005