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»Bomber«
wird Pazifist

Harold Nash berichtet


Paderborn (hh). »Ich weiß nicht, wie viele Frauen und Kinder meine Bomben getötet haben, ich weiß jedoch, dass keine Bombe ein Problem gelöst hat.«
Mit ergreifenden Worten schilderte in Paderborn der heute 82-jährige Harold Nash seine Erfahrungen des Krieges. Als junger Soldat saß er als Bombennavigator in einem britischen Halifax-Bomber. »Ich wollte ein Held sein, die Tragödie ist, dass ich ein Terrorflieger wurde«, übte der Lehrer aus Birmingham Selbstkritik. Er sei eigentlich ein richtiger Angsthase gewesen und habe bei seinen Einsätzen stets am ganzen Leib gezittert.
Er habe damals nicht wirklich gewusst, was er tat, seine todbringende Last einfach ausgeklinkt ohne sich über die Ziele und die Menschen, die sie traf, Gedanken zu machen. »Viele unserer Ziele waren nicht kriegsberechtigt, die Angriffe auf Frauen und Kinder inakzeptabel und verbrecherisch«, weiß er heute. »Hätten wir Flieger unten miterlebt was wir taten, wir hätten es nicht tun können.« Auch der Henker habe ein Herz.
Sein Schlüsselerlebnis hatte der Engländer, als er 1943 bei Hannover abgeschossen wurde. Ihm, dem Kriegsgefangenen, habe auf dem Weg ins Gefangenenlager eine deutsche Frau Brot angeboten, eine Frau, die er wenige Tage zuvor noch bombardiert, deren Angehörigen er getötet habe.
»Dieses Erlebnis hat mich im Nachhinein zum Pazifisten gemacht.«

Artikel vom 29.03.2005