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Aus dem Grauen des Krieges Lehren ziehen

Paderborn gedachte des 27. März 1945

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Die Narben des Krieges sind auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar. Aber gerade deshalb müsse man das Wissen um diese Zeit in den Köpfen der heutigen Generation fest verankern, damit ein für allemal deutlich werde: »So etwas darf es nie wieder geben, haltet Frieden, verteidigt Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte und Freiheit«.

Mit eindringlichen Worten mahnte Paderborns Bürgermeister Heinz Paus, die Lehren aus jenen schrecklichen Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zu ziehen, als die Stadt nahezu komplett in Schutt und Asche gelegt wurde, insgesamt mehr als 900 Menschen ihr Leben verloren. Am Ostersonntag gedachte Paderborn des letzten verheerenden Luftangriffs vom 27. März 1945.
Es war der Dienstag der Karwoche. »Viele Bürgerinnen und Bürger waren nach den voran gegangenen Bombenangriffen amerikanischer Großverbände am 17. Januar, 25. Februar und 20. März aus der bereits weitgehend zerstörten alten Kaiser- und Bischofsstadt geflohen, hatten bei Freunden oder Verwandten im ländlichen Umfeld Zuflucht gesucht«, rief Paus bei einer Gedenkstunde am Mahnmal Busdorfwall in Erinnerung. Trotz keimender Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges habe es auch Gerüchte über einen weiteren gewaltigen Luftangriff gegeben.
Zwischen 17.30 und 18 Uhr sei das Inferno tatsächlich über die Stadt herein gebrochen, habe eine Reihe von Familien auf gepackten Koffern getroffen. Die 270 britischen Flugzeuge hätten mit ihrer Tötungsmaschinerie von Luftminen, Spreng- und Brandbomben das Grauen und die Vernichtungskraft der amerikanischen Luftwaffe noch einmal überboten.
Kurz vor Kriegsende starben weitere 350 Menschen. »Ihr sinnloser Tod muss immer im Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt bleiben. Ihr Tod mahnt uns zum Frieden und zur Versöhnung«, sagte Paus.
Der Bürgermeister erinnerte aber auch an die Vorgeschichte der Zerstörung und des Tötens: »Die Bombenangriffe sind nicht schicksalhaft über uns gekommen, sie haben ihre Hauptursache darin, dass unser Volk es zugelassen hat, dass ein verbrecherisches Regime Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nach und nach beseitigen und eine Politik der Gewalt und der kriegerischen Eroberung im Namen des deutschen Volkes betreiben konnte«.

Artikel vom 29.03.2005