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Sissi Fröhlich:
Wirbelwind
aus Wien

Malerin, Referentin und Jägerin

Von Marco Purkhart
Gütersloh-Isselhorst (WB). Wien und Niehorst - welch ein Gegensatz! Doch seit der Jahrtausendwende lebt tatsächlich jemand aus der österreichischen Kultur-Metropole im heimischen Kirchspiel-Ortsteil. Diese Woche in den »Isselhorster Geschichte(n)«: Sissi Fröhlich, Künstlerin aus Wien. Eine außergewöhnliche Frau.

Erst vor wenigen Tagen ist die 54-Jährige von einem dreiwöchigen Trip aus der Millionenstadt zurück gekehrt. »Jetzt ist mein Herz wieder aufgefrischt«, freut sich Sissi Fröhlich, die den Kontrast ihrer lebhaften Heimat zur Niehorster Ländlichkeit wie eine Süchtige im Drei-Monats-Zyklus braucht. »Ich bin eine moderne Nomadin. Es hält mich eben nicht lange an einem Ort.«
Dass sie jedoch eines Tages nach Gütersloh kommen würde, hätte sie sich nie träumen lassen. Dabei kam die 1950 in Wien geborene Frau schon in jungen Jahren in Kontakt mit der Dalkestadt. Wie es der Zufall wollte, schmiss Sissi Fröhlichs Tante für einen berühmten Wiener Maler den Haushalt: Albert Paris, der Gütersloh nach einem Besuch vor Ort derart toll fand, dass er seinen Nachnamen in Paris-Gütersloh erweitert hatte.
Diese Leidenschaft konnte Sissi Fröhlich jedoch nicht teilen, weil es im weltoffenen und toleranten Wien »locker vom Hocker« zugehe und sie Angst vor der vermeintlichen Sturheit der Ostwestfalen hatte. »Daher habe ich mit meinem Mann zunächst nur eine Wochenend-Beziehung geführt und blieb in Düsseldorf wohnen«, erzählt sie. Nach Düsseldorf war Sissi Fröhlich im Alter von 13 Jahren gelangt, weil es ihren Vater aus beruflichen Gründen an den Rhein gezogen hatte. Doch spätestens, als die gelernte Drogistin und Reformhausfachfrau im Jahr 2000 durch einen schweren Bandscheibenvorfall ihr Reformhaus schließen musste, gab sie der Liebe nach und zog zu ihrem heutigen Ehemann Hans-Werner Küppers (60), den sie übrigens bei einer gemeinsamen Treibjagd in Hessen kennengelernt hatte, auf dessen urigen Bauernhof in Niehorst.
Richtig gelesen: Eine Frau, die gerne mit dem Schießgewehr hantiert. Die Jagd ist aber nur eine von zahlreichen Facetten. Sissi Fröhlich entpuppt sich nämlich als wahre »Multi-Sissi«. So gibt die 54-Jährige zum Beispiel seit ihrer Ankunft in der Dalkestadt in vielen Volkshochschulen in der Umgebung Koch- und Abnehmkurse. Auch Vorträge über den Umgang mit Scheidungskindern und Borreliose hält sie.
Über alle Themen informierte sich Sissi Fröhlich intensiver, weil sie ihr im eigenen Leben begegnet waren. Kochen und Abnehmen kennt sie aus ihrer Reformhaustätigkeit, mit Christel (35) und Sabine (28) hat sie zwei Kinder aus erster Ehe, und ihr Mann Hans-Werner infizierte sich einmal durch einen Zeckenbiss mit Borreliose. Der Erfahrung folgte der genaue Blick ins Fachbuch - ein zeitintensives Selbststudium.
Da kam die mit »Sissi F.« signierte Kunst fast zu kurz. Sissi Fröhlich malte bereits als kleines Kind leidenschaftlich gern und hat echtes Talent für Aquarellmalerei und Mischtechniken. Mit Motiven wie Blumen, Landschaften, Urlaubserinnerungen und Bauernhöfen. Freudig kann Sissi Fröhlich feststellen: »Die Isselhorster mögen meine Kunst. Ich habe in drei Ausstellungen schon neun Bilder verkauft.«
Darunter auch eines, das an den in Gütersloh geborenen Schriftsteller und Künstler Andreas Mohn ging. Das Motiv sind zwei Krüge. »Die Idee mit den Krügen hatte ich zwischen Tür und Angel. Und was ist? Ich komme vor drei Wochen in Wien an und sehe in den Museen, dass Krüge derzeit total in sind.«
Sissi Fröhlichs Kunst soll immer erschwinglich bleiben. Bei Preisen zwischen 35 und 150 Euro findet jeder ein hübsches Exemplar für sich. Im Herbst gibt sie übrigens ihr »Pinsel-Patent« aus der Hand und gewährt an der Volkshochschule Einblicke in ihre Maltechniken. Bis dahin will sie die heimische Welt längst mit zwei Büchern (eigene Kochrezepte sowie ein Gedichtband, untermalt mit Fröhlich-Bildern) bereichert haben. Jägerin, Malerin, Kursleiterin und demnächst auch Autorin - eine Wienerin sorgt für Wirbel.

Artikel vom 29.03.2005