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Transport-Lkw aus Buttercreme

»Hüttis Balkanhilfe« erhält für 50. Spendenlieferung besonderes Geschenk

Verl (WB/ehl). 85 Tonnen Hilfsgüter, davon 40 Tonnen Nahrungsmittel, hat der Verein »Hüttis Balkanhilfe« bei seinem 50. Transport nach Rumänien gebracht. Über die Spenden freuten sich unter anderem Straßenkinder, die ihre Kindheit unter elendigen Umständen erleben müssen.

Auf der Hinreise machte dem elfköpfigen Team, das mit fünf Lkw der Firmen Alulux, Deppe, Heroal, Hoffmann und Pollmeier unterwegs war, heftiger Schneefall zu schaffen. Jeweils zwei Stunden lang ging auf der Autobahn nichts mehr. An den Grenzen zu Ungarn und Rumänien mussten die Fahrer dann erneut Geduld beweisen, denn die bürokratischen Mühlen der Grenzstationen mahlen langsam (und manchmal erst nachdem Bares, Zigaretten oder Schokolade den Besitzer gewechselt hat).
In Rumänien steuerte die »Balkanhilfe« die Armenküche der Caritas in Satu Mare an. Die Hiltruper Schwestern Dr. Hanni Rolfes und Anna Dickmann fuhren von dort aus zusammen mit fünf Fahrern noch zu einigen Kinderheimen, Kindergärten und auch zu Häusern, in denen Straßenkinder und Roma wohnen. »Straßenkinder sind überwiegend Roma. Sie gehen nicht zur Schule, sondern betteln, sammeln Altmetall und Plastik oder laufen vor einer roten Ampel zwischen den Autos hin und her und putzen die Scheiben. Sie werden wie Zeitschriften-Drücker eingesetzt und wenn sie am Abend nicht genug Geld abliefern, gibt es Druck und sogar Schläge«, schildert Günter Hüttenhölscher das Schicksal dieser Kinder.
»Werden die Kinder von der Polizei eingesammelt, sind sie Tage später wieder da, an einer anderen Straßenkreuzung. Und ihre ÝChefsÜ leben in Villen wie die Könige.« Die Hiltruper Schwestern und die Caritas in Satu Mare holen die Kinder in ihre Schulen oder Kindergärten. »Denn nur so, wenn sie Rechnen und Schreiben können, kommen sie aus dieser Abhängigkeit heraus.« Von diesem Elend sei die gesamte Mannschaft tief beeindruckt gewesen, erzählt der Vereinsvorsitzende. Angesichts der strahlenden Kinderaugen und der Freude über die mitgebrachten Süßigkeiten sei der ganze Stress an den Grenzen sofort vergessen gewesen. »Als Dank malten die Kinder schnell einige Bilder.«
Am Abend wartete dann eine Überraschung auf die Gäste aus Deutschland. »Der Tisch war feierlich gedeckt und zur 50. Tour hatte man uns eine Torte in Form eines Lkw mit Anhänger gebacken und verziert. Lampen, Spoiler, Räder, Beschriftung, alles naturgetreu aus Buttercreme und Zuckerguss«, erzählt Günter Hüttenhölscher. Als bleibende Erinnerung nahmen die Verler noch einen Spielzeug-Lkw mit der Aufschrift »Hüttis Balkanhilfe« entgegen.
Nach einer langen Heimreise kamen die Fahrer Rudolf Schröder, Karl Heinz Westermann, Heinz Kesten, Bernhard Hagenkord, Peter Scheunemann, Markus Hoffmann, Jürgen Siewecke, Bernhard und Klemens Gerdtoberens sowie Helmut und Günter Hüttenhölscher wieder wohlbehalten zu Hause an. Der Vorsitzende sagt allen Spendern und Helfern auf diesem Wege Dank. Und er plant bereits die nächste Tour. Geldspenden können auf Konten bei der Kreissparkasse (Kontonummer 4688313) und bei der Volksbank (Kontonummer 324401) eingezahlt werden. Für Sachspenden ist das Lager an der Stahlstraße (Firma Arnold Deppe) jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet.
l Das Buch »Lebensspur - Brigitte, Hütti und die Balkanhilfe«, das die Arbeit des Vereins dokumentiert (wir berichteten), wird erst im Herbst erscheinen. Ursprünglich war die Veröffentlichung zum 50. Transport geplant, »doch das hat wegen der vielen Arbeit nicht geklappt«, teilte Günter Hüttenhölscher mit.

Artikel vom 29.03.2005