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»Übersetzung von Vorträgen ist zu teuer«

Gehörlose wünschen sich einen eigenen Gebärdendolmetscher, wie ihn andere Städte haben

Von Kathrin Weege
Herford (HK). Einen Vortrag zum Thema »Gesund essen - gesund leben« bot der Allgemeine Gehörlosen-Verein Herford am Mittwoch seinen Mitgliedern mit einem Gebärdendolmetscher an. »Gern würden wir mehr solcher Aktionen anbieten, doch müssen wir die Dolmetscherkosten immer selber tragen. Das wird zu teuer«, bedauert der Vorsitzende, Günter Sibrowski.

Die aus Bielefeld kommende Gebärdendolmetscherin Brigitte Staack »übersetzte« den Vortrag von Anja Ritter-Schürmann, Ernährungsberaterin der IKK, für die Anwesenden. Mit sichtlicher Freude verfolgten die Gehörlosen den Vortrag und stellten viele Fragen. »Das Interesse an informativen Vorträgen zur Gesundheit und anderen Themen ist enorm hoch«, erklärte Sibrowski.
»Wir haben auch mal die Stadt angesprochen, ob es möglich wäre, eine Führung durch die Stadtwerke oder die Kläranlage zu machen. Bezüglich der Frage nach einem Dolmetscher konnte uns niemand Auskunft geben. Wir wurden immer an jemand anderen weitergeleitet«, ist Sibrowski enttäuscht.
Auch Elternabende in der Schule sind für die Gehörlosen oft ein schwieriges Hindernis. Denn gehörlose Eltern können nur teilnehmen, wenn sie einen Dolmetscher haben. Den müssen sie aber selber finanzieren. »Gesetzlich ist es verankert, dass in solchen Fällen ein Dolmetscher zur Verfügung stehen muss - die Schule müsste die Kosten tragen. Doch es handelt sich um eine undefinierbare Grauzone. Die Umsetzung ist schwierig bis unmöglich«, erklärt Gebärdendolmetscherin Staack.
Wenn der Gehörlosen-Verein einen Dolmetscher bezahlt, so kommen nicht nur die Kosten für das Übersetzen auf ihn zu, sondern auch die Anreisekosten. Längst nicht in jeder Stadt gibt es einen solchen Dolmetscher. »Wir in Herford sind schlechter gestellt als andere Städte in NRW, die einen eigenen Dolmetscher haben und ihn auch für die Gehörlosen finanzieren«, macht Sibrowski deutlich.

Artikel vom 25.03.2005