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Jetzt droht dem
Ehemann Prozess

Vorwurf: Geschäftspartner betrogen

Von Wolfgang Clemm
Herford/Enger (cl). »Ihr Auftreten ist maßlos selbstherrlich«, kanzelte Richterin Alexandra Sykulla einen 56-jährigen Zeugen ab. Staatsanwältin Sandra Veit versprach ihm einen eigenen Prozess wegen Betrugs und Unterschlagung. Ganz nebenbei wurde das Strafverfahren gegen seine Ehefrau Jutta R. (Namen geändert) zwei Tage nach ihrem 55. Geburtstag eingestellt.

Sie war seinerzeit nur nominell als Geschäftsführerin der Küchenfirma aufgetreten, weil der Gatte schon die eidesstattliche Versicherung abgegeben hatte.
Im Jahre 2001 hatte Paul R., der faktisch als alleiniger Chef die Firma leitete, auf einer Messe in Köln die Vertreter einer slowenischen Firma für Kunststoff- und Metallwaren kennen gelernt, die beispielsweise Spülen und anderes Küchenzubehör herstellt. Paul R. erbot sich, die Produkte aus dem ehemaligen Jugoslawien deutschlandweit zu vertreiben und in seinem Lager in Enger zu präsentieren. Der Firmensitz war allerdings in Berlin.
Ein »Konsignationsvertrag« wurde abgeschlossen, Produkte im Wert von 60 000 Euro nach Enger geliefert. Die hiesige Firma sollte monatlich über ihre Verkaufserfolge berichten, dies passierte aber nie. Ein slowenischer Mitarbeiter fand nur einen Teil der Lieferung im Lager, Geld floss überhaupt nicht nach Slowenien.
Im Gegenteil: Plötzlich forderte die Engeraner Firma, die inzwischen wegen Vermögenslosigkeit gelöscht worden ist, für Werbung und Lagerkosten mehr als 54 000 Euro von den Lieferanten. Davon war aber im Vertrag nie die Rede gewesen, ebenso wenig von einem Alleinvertretungsrecht in Deutschland.
Die Küchenfirma verscherbelte letztlich alles für 19 000 Euro in einem »Notverkauf«. Die Slowenen hatten unter Eigentumsvorbehalt geliefert, wurden aber weder gefragt, noch bekamen sie einen Cent. Paul R. sah sich völlig im Recht und stellte sich patzig als Opfer dar, bis den Juristinnen der Kragen platzte.

Artikel vom 25.03.2005